Hirnforschung für ein gesundes Leben

Die Altersverteilung der Bevölkerung in Deutschland – und in vielen anderen Ländern – wird sich in den kommenden Jahrzehnten grundlegend verändern: die Zahl junger Menschen sinkt, die der älteren wächst. Infolge dieses „demographischen Wandels“ ist davon auszugehen, dass die Häufigkeit von Demenzerkrankungen weiter zunehmen wird, denn das Risiko für Demenz steigt mit dem Alter. Im Jahr 2023 gab es hierzulande nach Schätzungen rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Bis 2050 könnte sich deren Zahl auf bis zu 2,7 Millionen vergrößern1). Im Jahr 2019 zählte Demenz hierzulande zu den häufigsten Todesursachen2).

Volkserkrankungen

Der Umgang mit der Volkskrankheit Demenz ist eine gesellschaftliche Herausforderung und ein Kraftakt für viele Familien, denn Menschen mit Demenz werden zumeist von Angehörigen versorgt3) – auch die Kosten sind enorm: Im Jahr 2020 betrugen sie für Deutschland nach Berechnungen des DZNE rund 83 Milliarden Euro – Tendenz steigend4). Kern des Problems: Es gibt derzeit keine Therapien, die den Krankheitsprozess aufhalten oder zumindest verlangsamen könnten. Und das gilt nicht nur für Demenzerkrankungen – wie Alzheimer – , sondern auch für andere neurodegenerative Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson und ALS. Obwohl sich alle diese Erkrankungen in der Regel im späten Erwachsenenalter bemerkbar machen, deutet die Forschung darauf hin, dass die Weichen für ein gesundes Altern viele Jahre oder sogar Jahrzehnte früher gestellt werden. In der Tat ist das Potenzial der Prävention (Vorsorge) beträchtlich und bei weitem nicht ausgeschöpft: Studien zufolge könnten weltweit rund 40 Prozent der Demenzerkrankungen vermeidbar sein – durch günstige Lebensgewohnheiten und medizinische Maßnahmen, die Risikofaktoren berücksichtigen5).

Zehn Standorte

Vor diesem Hintergrund wurde 2009 das DZNE als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und als erstes der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) gegründet. Es umfasst heute zehn Standorte – Berlin, Bonn, Dresden, Göttingen, Magdeburg, München, Rostock/Greifswald, Tübingen, Ulm und Witten – und bündelt damit bundesweit verteilte Expertise innerhalb einer einzigen Forschungseinrichtung. Mehr als 1.200 Expertinnen und Experten arbeiten gemeinsam daran, die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems zu verstehen und neue Ansätze für eine wirksame Prävention, Therapie und Patientenversorgung zu finden. Weltweit zählt das DZNE zu den größten Forschungseinrichtungen, die sich mit diesen Themen befassen. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und von den Bundesländern, in denen die Standorte des DZNE angesiedelt sind**). Das DZNE beteiligt sich an der Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie.

Schwindende Nervenzellen

Gemeinsames Merkmal der vom DZNE erforschten Erkrankungen ist die „Neurodegeneration“: Dieser Begriff beschreibt einen fortschreitenden Niedergang und Verlust von Nervenzellen. Je nachdem, welcher Bereich des Nervensystems betroffen ist, kann Neurodegeneration zu Demenz führen, Bewegungsstörungen auslösen oder die Gesundheit auch in anderer Weise massiv beeinträchtigen. Beispiele dafür sind Alzheimer, Frontotemporale Demenz (FTD), Kinderdemenz, Parkinson, Chorea Huntington, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Spinozerebelläre Ataxie und Makuladegeneration.

Brückenschlag in die Anwendung

Die Forschung des DZNE zielt darauf ab, Neurodegeneration zu verhindern und die Lebensqualität von Betroffenen entscheidend zu verbessern. Das DZNE widmet sich daher allen Aspekten neurodegenerativer Erkrankungen – von den molekularen Mechanismen bis hin zur Pflege und Patientenversorgung. Um diese Vielfalt abzudecken, verfolgt das DZNE eine interdisziplinäre wissenschaftliche Strategie, die mehrere miteinander vernetzte Forschungsbereiche umfasst. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZNE arbeiten fach- und standortübergreifend zusammen, damit neue Erkenntnisse zügig in die praktische Anwendung gelangen. Im Rahmen dieses „translationalen“ Ansatzes kooperiert das DZNE mit Universitäten, Universitätskliniken, Forschungseinrichtungen und forschenden Unternehmen – hierzulande und weltweit.

** Der Freistaat Sachsen bittet um folgenden Hinweis: "Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes."

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