„John Hardy ist ein Pionier“, so Prof. Pierluigi Nicotera, Vorstandsvorsitzender des DZNE. „Ihm verdanken wir bahnbrechende Erkenntnisse über die genetischen Ursachen und die Rolle bestimmter Proteine bei der Entstehung von Alzheimer. Hardy engagiert sich seit mehr als 25 Jahren in der Erforschung von Alzheimer und prägt dieses Gebiet bis heute. Er zählt zu den Alzheimer-Forschern, die von Fachjournalen weltweit am häufigsten zitiert werden.“
Arnulf und Olaf Piepenbrock, geschäftsführende Gesellschafter der Piepenbrock Unternehmensgruppe, sehen in der Erkrankung nicht nur eine Herausforderung für die Wissenschaft, sondern auch für die Gesellschaft. „In Deutschland sind rund 1,5 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Viele davon sind von Alzheimer betroffen. Wir benötigen dringend neue Ansätze, um den Patienten und ihren Angehörigen zu helfen“, erläutert Olaf Piepenbrock das Motiv zur Stiftung des Preisgeldes. „Das geht insbesondere über Forschung, die eine Grundlage für mögliche Therapien schafft. Hervorragende Leistungen auf diesem Gebiet wollen wir mit der Auszeichnung würdigen.“
Der „Hartwig Piepenbrock-DZNE Preis“ zeichnet alle zwei Jahre herausragende Verdienste um die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen aus. Merkmale dieser Erkrankungen, zu denen auch Alzheimer gehört, sind neuronale Funktionsstörungen und das Absterben von Nervenzellen. Die Auszeichnung wird von der Piepenbrock Unternehmensgruppe gestiftet. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch ein internationales Komitee unter der Koordination des DZNE.
Der Preis wird in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen. 2013 ging er gemeinsam an den Schweizer Adriano Aguzzi und den US-Amerikaner Charles Weissmann, 2011 wurde der Heidelberger Molekularbiologe Konrad Beyreuther ausgezeichnet.
Hintergrundinformationen zum Preisträger
John Hardy (Jahrgang 1954) ist Professor für Neurowissenschaften am University College London (UCL) und Fellow der Royal Society. Sein Fachgebiet ist die Molekulargenetik. Hardy zählt zu den weltweit führenden Fachleuten für die genetischen Ursachen von Alzheimer, Parkinson und anderen Erkrankungen des Nervensystems. Seit rund zwei Jahrzehnten gibt der britische Wissenschaftler diesem Forschungsgebiet immer wieder wichtige Impulse. Besonders herausragend ist eine Entdeckung, die Hardy zu Beginn der 1990er-Jahre machte: Als Erster fand er einen Gendefekt, der die Alzheimer-Erkrankung auslösen kann. Mittlerweile sind mehrere solcher Defekte bekannt.
Mit dem Auffinden dieses Fehlers, der im genetischen Bauplan des sogenannten Amyloid-Vorläuferproteins auftreten kann, legte Hardy einen der Grundsteine der „Amyloid-Hypothese“. Diese geht davon aus, dass die Alzheimer-Erkrankung durch fehlerhafte Proteine – diese werden „Amyloide“ genannt – ausgelöst wird, die sich im Gehirn ansammeln und dabei Nervenzellen beschädigen.
Die Amyloid-Hypothese ist eines der wichtigsten Modelle zur Erklärung der molekularen Prozesse, die der Alzheimer-Erkrankung zugrunde liegen. Überdies ist sie Grundlage verschiedener Behandlungsansätze, die darauf abzielen, mittels Medikamenten eine Ansammlung defekter Proteine zu verhindern oder schon bestehende Aggregate aufzulösen.
Der Hartwig Piepenbrock-DZNE Preis wird im Andenken an den ehemaligen Geschäftsführenden Gesellschafter der gleichnamigen Unternehmensgruppe vergeben. Hartwig Piepenbrock selbst verstarb am 3. Juli 2013 an den Folgen einer Demenzerkrankung. Er hatte sich über viele Jahre für Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft engagiert.