Bonn/Berlin/Paris, 16. Januar 2019. Die Zellen unseres Körpers verändern sich ständig. Doch welcher Wandel gehört zur gesunden Entwicklung und welcher führt zu schweren Erkrankungen? Das will eine Länder- und Disziplinen überschreitende Initiative führender europäischer Forschender ergründen – darunter Bonner Wissenschaftler des DZNE. Das internationale Konsortium mit dem Namen „LifeTime“ hat nun eine wichtige Hürde genommen: LifeTime wird von der Europäische Union (EU) eine Million Euro erhalten und soll damit planen, wie sich die Vision für eine gesündere Zukunft in die europäische Forschungs- und Innovationslandschaft einfügen kann.
Wie lassen sich Krankheitszeichen in einer Zelle möglichst früh erkennen, um rasch mit einer geeigneten Behandlung dagegen zu steuern? Die Europäische Union investiert nun ein Jahr lang eine Million Euro in einen Plan für einen grundlegend neuen Ansatz, den steten Wandel der Zellen und ihre Beziehungen untereinander zu verstehen und damit die Grundlagen für die Präzisionsmedizin von morgen zu schaffen. Das Geld geht an das internationale LifeTime-Konsortium, das vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in Berlin und dem Institut Curie in Paris gemeinsam koordiniert wird.
Die LifeTime-Forschungsteams kombinieren in ihrem Projekt neueste Technologien, darunter die Einzelzellgenomik. Auch Bonner Wissenschaftler des DZNE sind beteiligt. „Wir sind inzwischen in der Lage, von einzelnen Zellen genomische Untersuchungen durchzuführen und davon überzeugt, dass diese Einzelzellgenomik auch klinisch bei Patienten angewandt werden kann. Nach dem Motto ‚Von der Einzelzelle zum Patienten‘“, erläutert Prof. Joachim Schultze, Genomforscher und Gründungsdirektor der PRECISE Platform for Single Cell Genomics and Epigenomics. „Diese Technik hat enormes Potential. Sie könnte bei den diversesten Erkrankungen zum Einsatz kommen. Letztlich geht es, darum Patienten individueller und damit noch zielgerichteter zu behandeln, als es heute möglich ist.“
Zur Entwicklung dieser Vision wird das LifeTime-Konsortium von der EU zunächst für ein Jahr gefördert. In dieser Zeit entsteht ein detaillierter Plan für eine zehnjährige Forschungsinitiative. Maßgeblich beteiligt sind die beiden größten europäischen Forschungsorganisationen: die deutsche Helmholtz-Gemeinschaft und das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Mehr als 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an 53 Forschungsinstituten aus insgesamt 18 europäischen Ländern sowie 60 Unternehmen unterstützen LifeTime. Die Europäische Union wird gleichzeitig die Vorbereitung von fünf weiteren potenziellen Forschungsinitiativen unterstützen. Nach einem Jahr Förderung wird die EU entscheiden, ob und welche als großangelegte Forschungsinitiativen weitergeführt werden können.