Den Ursachen von Parkinson auf der Spur
München, 5. Oktober 2010. Das DZNE freut sich bekanntgeben zu dürfen, dass Prof. Dr. med. Günter Höglinger seit dem 1. September 2011 im Rahmen einer Heisenberg-Professur am Standort München des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) die Auslöser von Parkinson-Syndromen erforscht.
Die Parkinson Erkrankung und die damit verwandten Parkinson-Syndrome sind Krankheiten, die zunehmend die Beweglichkeit der Patienten einschränken und später oft auch zur Demenz führen. Sie treten am häufigsten zwischen dem 50. Und 70. Lebensjahr auf und lassen sich bislang weder aufhalten noch heilen. Die selteneren atypischen Parkinson-Syndrome führen sogar meist innerhalb von weniger als zehn Jahren zum Tod. Alle Formen der Parkinson-Syndrome zeichnen sich durch die Ablagerung von Proteinverklumpungen in Nervenzellen aus, welche für die betroffenen Zellen toxisch sind. „Es gibt zwei große Gruppen von Parkinson-Krankheitssymptomen: Bei der einen sammelt sich das Protein alpha-Synuclein an, bei der anderen das Tau-Protein“, erklärt Höglinger. „Was aber die Entstehung dieser Proteinaggregate genau auslöst, ist bisher nicht bekannt, und genau danach suchen wir.“
Parkinson-Syndrome sind nur in den seltensten Fällen erblich – sie treten meist sporadisch auf. Jedoch bestimmt das Erbmaterial die Anfälligkeit des Einzelnen wesentlich mit. Günter Höglinger konnte während seiner Forschungstätigkeit bereits einige dieser genetischen Risikofaktoren isolieren, weitere warten noch auf ihre Entdeckung. Außerdem identifizierte er im Rahmen seiner Habilitation einen natürlichen Umweltfaktor als den Auslöser eines atypischen Parkinson-Syndroms (eine tropische Frucht die auf der Karibikinsel Guadeloupe und anderen tropischen Regionen konsumiert wird). Basierend auf diesen Ergebnissen konnte er zeigen, dass bei der Progressiven Supranukleären Blickparese, einem besonders schwer verlaufenden atypischen Parkinson-Syndrom, der Energieverbrauch im Gehirn der Patienten verringert ist und dass sich dieses Defizit durch eine bestimmte Behandlung verbessern lässt. Den Beweis lieferte er in einer eigenständig initiierten klinischen Studie, die erstmals eindeutig einen positiven Behandlungseffekt bei einem atypischen Parkinson-Syndrom nachweisen konnte. Dafür erhielt Höglinger 2009 den renommierten ersten Preis der Dr. Walter und Luise Freundlich-Stiftung für innovative Therapiestrategien bei neurodegenerativen Erkrankungen.
Neben seiner Professur für Translationale Neurodegeneration am DZNE ist Günter Höglinger auch als Oberarzt in der Neurologischen Klinik der Technischen Universität München tätig. „So behalte ich den Überblick über die Entwicklungen in der gesamten Neurologie und bekomme spezifische Fragen aus dem klinischen Bereich mit, die wir im Labor gezielt bearbeiten können. Umgekehrt kann ich Ideen aus dem Labor direkt in der Klinik prüfen.“ Mit diesem sogenannten „translationalen Ansatz“ lassen sich sowohl die Diagnose- und Therapieentwicklung als auch laborgebundene Verfahren schneller vorantreiben. „Das große Ziel der Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen ist es, ursachenspezifische Behandlungen zu finden“, sagt Höglinger. „Wir versuchen in unserer interdisziplinären Arbeitsgruppe, die einzelnen Bausteine dafür zusammenzutragen, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in einen Nutzen für Patienten zu überführen.“
Günter Höglinger studierte Medizin und Physik an den Universitäten von Regensburg und Würzburg. Er promovierte im Jahr 2000 im Fach Humanmedizin. Mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ging er zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung an das Hôpital de la Salpêtrière in Paris. Im Jahr 2004 übernahm er die Leitung einer eigenen Arbeitsgruppe an der Neurologischen Klinik der Philipps Universität Marburg. Dort absolvierte er auch seine Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und arbeitete anschließend als leitender Oberarzt.