Deutschlandweit einzigartiges Konzept zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz zu Hause zeigt erste Ergebnisse

Greifswald, 16.April 2015. So lange wie möglich zu Hause leben – das ist der Wunsch vieler Menschen mit Demenz und ihrer betreuenden Angehörigen. Um dies zu ermöglichen, überprüfen Greifswalder und Rostocker Forscher in der „DelpHi-MV-Studie“ ein innovatives und deutschlandweit einmaliges Versorgungskonzept: das Dementia Care Management. Dabei werden niedergelassene Hausärzte durch speziell qualifizierte Pflegefachkräfte, die sogenannten Dementia Care Manager (DCM), unterstützt. Die DCM besuchen Patienten und deren Angehörigen zu Hause und erfassen und verbessern systematisch die persönliche Versorgungssituation. Den aktuellen Stand der Studie diskutierten die beteiligten Wissenschaftler des DZNE und des Instituts für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald sowie die niedergelassenen Hausärzte gestern in einem Symposium. Anlass war die erfolgreich abgeschlossene Rekrutierungsphase.

Mehr als 130 Hausärzte aus Mecklenburg-Vorpommern und über 630 Patienten nehmen inzwischen an der DelpHi-MV-Studie teil. Die Auswertung der erhobenen Daten zeigt schon jetzt einen deutlichen Handlungsbedarf und auch Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich der Früherkennung von Demenz sowie der bedarfsgerechten Behandlung und Versorgung der betroffenen Patienten. Die bisherigen Ergebnisse der Studie wurden in verschiedenen international anerkannten Fachjournalen publiziert. Alle Studienteilnehmer werden in jährlichen Abständen befragt, um die Wirksamkeit des im Rahmen der Studie erprobten Dementia Care Managements zu überprüfen.

Demenzielle Erkrankungen sind komplex und betreffen neben physischen auch psychologische, soziale und rechtliche Aspekte. „Wir benötigen umfassende Versorgungslösungen, die auf die Betroffenen und ihre pflegenden Angehörigen individuell zugeschnitten sind“, so Professor Wolfgang Hoffmann, Standortsprecher des DZNE Rostock/Greifswald und geschäftsführender Direktor des Instituts für Community Medicine. Dafür protokollieren die Dementia Care Manager zum Beispiel die gesundheitlichen Beschwerden, die Medikation und die Häufigkeit von Arztbesuchen der Patienten. Auch die Versorgung durch ambulante Pflegedienste oder die Belastung der Angehörigen werden erfasst. Dadurch ist es möglich, den individuellen Versorgungsbedarf auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psychosozialer und sozialrechtlicher Ebene festzustellen und zu adressieren.

Mit Hilfe eines eigens entwickelten Computersystems erstellen die Betreuungsmanager für jeden Patienten einen individuell maßgeschneiderten Behandlungs- und Versorgungsplan, der an den behandelnden Hausarzt weitergeleitet wir. Der Hausarzt prüft die Vorschläge und entscheidet, welche Maßnahmen tatsächlich eingeleitet und in Kooperation mit dem Dementia Care Manager umgesetzt werden sollen. Sie besuchen die Patienten dann mindestens ein halbes Jahr lang regelmäßig zu Hause. Dabei wird der Interventionsplan umgesetzt und individuelle Hilfestellungen im Umgang mit der Erkrankung gegeben. Ziel ist, eine gute und dauerhafte Versorgung sicherzustellen. „Wir möchten die Menschen mit Demenz und ihre Familien möglichst frühzeitig in das regional verfügbaren Gesundheitssystems einbinden und so die Lebensqualität der Patienten verbessern und ihre Angehörigen entlasten“, so Hoffmann.

Das Konzept wird im Rahmen der DelpHi-MV-Studie (Abkürzung für: „Demenz: lebensweltorientierte und personenzentrierte Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern“) seit 2012 umgesetzt und auf seine Wirksamkeit überprüft. Die Rekrutierung der Studienteilnehmer ist nun abgeschlossen. Diesen wichtigen Meilenstein haben die Forscher nun zum Anlass genommen, niedergelassene Hausärzte zu diesem Symposium in Greifswald einzuladen, erste international publizierte Studienergebnisse vorzustellen und rege zu diskutieren.

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