Bonn, 8. Februar 2012. Die neue Arbeitsgruppe von Prof. Frank Bradke am DZNE untersucht, wie man Nervenzellen nach einer Querschnittslähmung dazu anregen kann, sich zu regenerieren
Während Knochenbrüche, Muskelrisse oder Wunden der Haut meist von alleine heilen, ist das im Rückenmark anders. Wird das Rückenmark durchtrennt, wächst es nicht wieder zusammen – die Folge: Querschnittslähmung. Warum das so ist und wie man querschnittsgelähmten Personen dennoch helfen kann, untersucht Prof. Frank Bradke mit seiner neuen Arbeitsgruppe am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn.
Nervenzellen im zentralen Nervensystem sind von einer Myelinschicht umgeben. Diese Schicht schützt die Nervenzellen, verhindert aber auch ihre Regeneration nach Verletzungen. Sie enthält eine ganze Reihe von Molekülen, die das Nachwachsen der Nervenfasern verhindern können – "vergleichbar mit Stoppschildern im Straßenverkehr", sagt Bradke. Begegnet eine Nervenfaser einem solchen Stoppschild, wächst sie nicht weiter. Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, diese wachstumshemmenden Moleküle zu identifizieren. Bradke aber hat einen anderen Ansatz gewählt: Mit seiner Arbeitsgruppe konzentriert er sich auf die Nervenzellen selbst. Warum halten sie sich an die Stoppschilder? Kann man die Nervenzellen dazu bringen, Stoppschilder zu ignorieren und einfach trotzdem weiter zu wachsen? "Wir versuchen sozusagen, Nervenzellen zu etwas draufgängerischeren Verkehrsteilnehmern zu machen", sagt Bradke. Dass dieser Ansatz sehr erfolgversprechend ist, haben seine bisherigen Arbeiten bereits bewiesen: Im Tiermodell konnte er zeigen, dass geringe Mengen von Taxol – einen Wirkstoff, der auch in der Krebstherapie eingesetzt wird – das Zellskelett der Nervenzellen so stabilisiert, dass durchtrennte Nervenzellen wieder zum Wachstum angeregt werden.