Bonn, 2. Dezember 2011. Am Montag, den 28. November 2011, hat das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) zum ersten Mal zu einem „Industry Day“ eingeladen. Ziel war es, das DZNE als noch neue Forschungseinrichtung in seiner Gesamtheit interessierten Industrievertretern vorzustellen und potentielle Forschungsbereiche für mögliche Kooperationen zu diskutieren. „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wirksame Therapien und bessere Diagnoseverfahren entwickelt werden. Die gestrige Diskussion hat gezeigt, dass wir neben den bereits erfolgreich laufenden Kooperationen zusammen neue Wege beschreiten müssen“, so Professor Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des DZNE.
Das DZNE erforscht neurodegenerative Erkrankungen in einem in Deutschland einzigartigen umfassenden translationalen Ansatz von der Grundlagen- über die klinische Forschung, bis hin zu Bevölkerungsstudien und der Versorgungsforschung . Dazu arbeitet das DZNE an seinen neun Standorten in Berlin (ab 2012), Bonn, Dresden, Göttingen, Magdeburg, München, Rostock/Greifswald, Tübingen und Witten eng mit Universitäten und Universitätskliniken und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen.
Im Rahmen des ersten DZNE Industrietags präsentierten Wissenschaftler aller Standorte ihre Forschungsschwerpunkte verschiedenen Vertreter Astra-Zeneca, Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Grünenthal, Institut de Recherches Servier, Merck Serono, Miltenyi Biotec, Philips, Siemens und UCB. Ziel der Forschung ist es, neue Zielstrukturen zur therapeutischen Intervention und Diagnose zu finden, sowie genetische und umweltbedingte Risikofaktoren zu identifizieren. Darüber hinaus untersuchen Wissenschaftler, welche Wirkung körperliche und geistige Aktivität auf unser Gehirn hat. Pflege- und Versorgungsforscher entwickeln neue Strategien, die Erkrankten und deren Angehörigen helfen sollen.
Die anschließende Diskussion zwischen Forschern und Industrievertretern zu möglichen – auch prä-kompetitiven – Kooperationen, in denen mehrere Partner gemeinsam an einem Thema zusammenarbeiten, zeigte, dass großes Interesse auf beiden Seiten besteht. „Wir waren uns einig, dass die Forschungsergebnisse universitärer sowie außeruniversitärer und industrieller Einrichtungen vergleichbarer werden müssen. Darin liegt eine große Chance, denn letztlich führt eine bessere Vergleichbarkeit zu einer schnelleren Übertragung der Ergebnisse aus dem Labor zum Patienten“, fasst Pierluigi Nicotera zusammen. Seit seiner Gründung verfolgt das DZNE sowohl Standort übergreifend als auch in Kooperation mit verschiedenen europäischen Partnern der COEN-Initiative, die Vereinheitlichung wissenschaftlicher Methoden und Protokolle für eine bessere Vergleichbarkeit von Daten.
Einig waren sich die Forscher und Industrievertreter auch darüber, dass die präklinische, vor allem aber die klinische Forschung kurzfristig verbessert werden müsse. „Wir müssen schneller überprüfen können, ob eine Substanz, die im Modellorganismus wirkt, auch beim Menschen eingesetzt werden kann. Die Wirksamkeit von neuen Therapieansätzen sollte wesentlich früher als bisher in klinischen Studien geprüft werden. Dazu soll eine engere Zusammenarbeit von akademischen und industriellen Partnern mit Zulassungsbehörden in Europa und Deutschland etabliert werden, um die Vorschriften für klinische Studien entsprechend an das Forschungsgebiet der neurodegenerativen Erkrankungen anzupassen: diese erfordern eine klinische Prüfung von Wirksubstanzen bereits in Frühstadien der Erkrankung, um überhaupt Einfluss auf destruktive Krankheitsprozesse nehmen zu können. „Zudem müssen wir bessere Endpunkte für klinische Studien definieren“, so Professor Thomas Klockgether, Direktor für klinische Forschung am DZNE. Ein Ansatz, dies im DZNE voranzutreiben, ist die Weiterentwicklung neuer Bildgebungstechniken, die eine genauere und frühzeitige Untersuchung erkrankter Hirnareale erlauben.
Zur Vertiefung der möglichen Kooperationsthemen, z.B. der Validierung neuer Endpunkte für klinische Studien oder der Diskussion regulatorischer Anforderungen für klinische Studien zu neurodegenerativen Erkrankungen sind weitere Symposien in 2012 geplant.