Bei neurologischen Erkrankungen wie der Epilepsie oder Parkinson kommt es zu Veränderungen der elektrischen Aktivität im Gehirn, die mit Einschränkungen im Gedächtnis oder Bewegungsstörungen einhergehen können. Mit einem klaren krankheitsorientierten Ansatz will Dirk Isbrandt die Ursachen und Mechanismen dieser Krankheiten aufklären. Ausgehend von Erkrankungen beim Menschen erforscht er die Krankheitsmechanismen in Modellorganismen und sucht nach therapeutischen Maßnahmen. Wenn diese im Tiermodell erfolgreich sind, ist für ihn die schnelle Überführung von Ergebnissen in die klinische Forschung zum Vorteil der Patienten. Der 45-jährige Mediziner untersucht, welche Auswirkungen Fehlfunktionen in Nervenzell-Netzwerken auf die kognitive Leistung haben. Darüber hinaus analysiert er, wie sich Änderungen im Energiestoffwechsel auf die Funktion der einzelnen Nervenzellen und deren Netzwerke auswirken. Isbrandt hat bei seiner Forschung immer den Patienten im Fokus.
„Die Region Köln/Bonn bietet mir ein attraktives wissenschaftliches Umfeld, vor allem im Bereich der Epilepsie- und Parkinsonforschung sowie bei der Erforschung von Nervenzell-Netzwerken“, so Isbrandt. Bereits jetzt arbeitet er mit Arbeitsgruppen der Universitäten Köln und Bonn sowie des DZNE zusammen. Diese Kooperationen will er jetzt intensivieren. Aber er sieht auch neue wissenschaftliche Beziehungen. „Die Arbeiten von Prof. Finks Klinischer Forschergruppe der DFG, des MPI für Biologie des Alterns sowie des CECAD Exzellenzclusters passen thematisch sehr gut zu meinen Forschungsinteressen. Beim DZNE ist für mich interessant, dass es über viele Standorte in Deutschland verteilt und mit zahlreichen neurologischen Kliniken verbunden ist. Das erzeugt synergistische Effekte und ermöglicht einen effizienten Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse hin zum Patienten.“
Dirk Isbrandt wird mit seiner Arbeitsgruppe auf dem Kölner Uniklinik-Gelände untergebracht. Mit Isbrandts Berufung werden die Kooperationen im Bereich der Neuroforschung in der Region Köln/Bonn weiter gestärkt. Isbrandt ist überzeugt von dem Konzept, dass Universitäten und außeruniversitäre Einrichtungen gemeinsam berufen. „Von dem Konzept haben alle was! Die Region macht auf mich einen sehr dynamischen Eindruck. Zum einen gehört dazu, dass die Universität zu Köln Exzellenzuniversität geworden ist und dass hier aktiv in Neubauten und Neuberufungen investiert wird“, sagt Prof. Isbrandt. Zum anderen biete das DZNE außergewöhnliche Forschungsmöglichkeiten durch seinen interdisziplinären Ansatz mit vielen Standorten und durch die Zugehörigkeit zur Helmholtz-Gemeinschaft „Insgesamt sehe ich hier für meine Forschung sehr gute Perspektiven.“
Prof. Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln und Prof. Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des DZNE, begrüßen den Schritt hin zu einer engeren Zusammenarbeit. Beide sind sich einig, dass eine gemeinsame Berufung gerade für Naturwissenschaftler oder Mediziner attraktiv ist, denn Universität und DZNE bieten jeweils unterschiedliche Möglichkeiten, die sich bestens ergänzen.
Dirk Isbrandt arbeitete zuvor am Zentrum für Molekulare Neurobiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Dort hatte er seit 2009 eine Heisenberg-Professur für Experimentelle Neuropädiatrie/Neurophysiologie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sein Studium und seine Doktorarbeit absolvierte der Mediziner an der Georg-August-Universität Göttingen. Danach folgten Aufenthalte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und im Labor von Prof. G. Buzsáki an der Rutgers University, Newark, NJ, USA. Im Jahr 2008 bekam er sowohl das Angebot für die DFG-Heisenberg-Professur als auch das Angebot als „Directeur de Recherche“ am „Institut national de la santé et de la recherche médicale“ in Frankreich zu arbeiten. Er entschied sich für die Heisenberg-Professur. Ab dem ersten Oktober ist Isbrandt Professor für Experimentelle Neurophysiologie an der Universität zu Köln und leitet die gleichnamige Arbeitsgruppe am DZNE. Er wird im Rahmen der Forschungsprofessur im Bereich der Master-/ Graduierten-/ und Postgraduiertenausbildung einbezogen sein.