„Bonn ist ein starker Standort der neurowissenschaftlichen Forschung mit der Universität und Forschungszentren wie dem DZNE. Gleichzeitig ist Bonn als Sitz internationaler Institutionen ein Beispiel für Weltoffenheit. Ich freue mich, dass sich diese Bonner Internationalität im Hartwig Piepenbrock-DZNE-Preis widerspiegelt, mit dem im Laufe der Jahre auch immer wieder herausragende Fachleute aus dem Ausland ausgezeichnet werden. Wie im aktuellen Fall“, so Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn.
„Mit dem Hartwig Piepenbrock-DZNE-Preis wollen wir herausragende Forschungsergebnisse zu Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen in den Vordergrund rücken und die Wissenschaftler dahinter ehren“, so Olaf Piepenbrock, Geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Unternehmensgruppe. „Aber auch die öffentliche Diskussion ist uns wichtig. Wir möchten über Demenzerkrankungen sprechen. In der Gesellschaft und gemeinsam mit Patienten und Angehörigen. Denn neurodegenerative Erkrankungen bedeuten enorme physische und psychische Belastungen. Neben der Unterstützung der Spitzenforschung, sehen wir unsere Aufgabe deshalb darin, für ein besseres Verständnis der Bedürfnisse von Menschen mit Alzheimer und deren Familienmitgliedern zu sorgen.“
Auszeichnung für Spitzenforschung
Seit 2011 zeichnet der „Hartwig Piepenbrock-DZNE Preis“ alle zwei Jahre herausragende Forschung über neurodegenerative Erkrankungen aus. Diese Erkrankungen – darunter Alzheimer, Parkinson und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – sind durch Funktionsstörungen von Nervenzellen und deren Verlust gekennzeichnet. Mögliche Folgen sind Demenz, Bewegungsstörungen und andere schwerwiegende Beeinträchtigungen der Gesundheit. Bis heute gibt es keine Heilmittel. Der Preis wird von der Piepenbrock Unternehmensgruppe gestiftet und im Andenken an deren ehemaligen geschäftsführenden Gesellschafter Hartwig Piepenbrock vergeben, der an den Folgen einer Demenzerkrankung verstarb. Er hatte sich über viele Jahre für Kunst, Wissenschaft und die Gesellschaft engagiert. Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt durch ein internationales Komitee unter Koordination des DZNE. Bei dieser Gelegenheit wurde die Auszeichnung zum sechsten Mal verliehen.
Über den Preisträger
Michel Goedert wurde 1954 in Luxemburg geboren. Er studierte Medizin in Basel, und promovierte in Pharmakologie an der Universität Cambridge, UK. Im Jahr 1984 wurde er Postdoktorand am Medical Research Council (MRC) Laboratory of Molecular Biology in Cambridge. Seit 1988 ist er dort „Programme Leader“. Seine Forschungsinteressen gelten den Mechanismen neurodegenerativer Erkrankungen, insbesondere Eiweißmolekülen, die im Menschen natürlicherweise vorkommen, sich jedoch in den Gehirnen von Patientinnen und Patienten in krankhafter Weise anhäufen. In diesem Zusammenhang hat sich Goedert mit dem sogenannten Tau-Protein und mit dem Protein „Alpha-Synuclein“ befasst.
Tau-Proteine stabilisieren normalerweise Transportbahnen innerhalb von Nervenzellen. Bei Alzheimer und mehreren anderen Hirnerkrankungen lösen sich die Tau-Proteine jedoch vom Zellgerüst und verklumpen, wobei unlösliche Aggregate entstehen. Goedert trug entscheidend zum Verständnis dieses Phänomens bei, da er zeigte, dass Tau-Proteine eine wesentliche Komponente der fadenartigen Ablagerungen sind, die in den Gehirnen von Menschen mit Alzheimer vorkommen. Außerdem fand er Genmutationen, die zu fehlerhaftem Tau-Protein und letztlich zu Demenz führen. Seine Studien lieferten überdies Belege dafür, dass sich Tau-Aggregate in einer Kettenreaktion, bei der ständig neue Aggregate entstehen, im Gehirn ausbreiten können.
Des Weiteren konnte Goedert nachweisen, dass das Protein Alpha-Synuclein der Hauptbestandteil mikroskopischer Ablagerungen ist, die in den Gehirnen von Menschen mit Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und sogenannter Multisystematrophie auftreten. Seine Studien lieferten zudem wichtige Erkenntnisse über die molekulare Struktur von Alpha-Synuclein-Aggregaten und – ähnlich wie im Falle des Tau-Proteins – Belege dafür, dass sich diese Aggregate nach und nach im Gehirn verbreiten können, wodurch der Krankheitsprozess voranschreitet.
Über das DZNE: Das DZNE ist ein von Bund und Ländern gefördertes Forschungsinstitut, das bundesweit zehn Standorte umfasst. Es widmet sich Erkrankungen des Gehirns und Nervensystems wie Alzheimer, Parkinson und ALS, die mit Demenz, Bewegungsstörungen und anderen schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Gesundheit einhergehen. Bis heute gibt es keine Heilung für diese Erkrankungen, die eine enorme Belastung für unzählige Betroffene, ihre Familien und das Gesundheitssystem bedeuten. Ziel des DZNE ist es, neuartige Strategien der Vorsorge, Diagnose, Versorgung und Behandlung zu entwickeln und in die Praxis zu überführen. Dafür kooperiert das DZNE mit Universitäten, Universitätskliniken und anderen Institutionen im In- und Ausland. Das Institut ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und zählt zu den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung.
Über die Piepenbrock Unternehmensgruppe: Die Piepenbrock Unternehmensgruppe ist ein in vierter Generation inhabergeführtes Familienunternehmen. Der 1913 gegründete Gebäudedienstleister stärkt seine Kunden mit einem breiten Dienstleistungsspektrum in den Geschäftsbereichen Facility Management, Gebäudereinigung, Instandhaltung und Sicherheit. Die Tochterunternehmen LoeschPack und Hastamat sind im Verpackungsmaschinenbau, Planol in der Chemieproduktion erfolgreich. Piepenbrock steht für nachhaltiges Handeln. Seit Anfang 2014 trägt das Unternehmen das Siegel „Gesicherte Nachhaltigkeit“ des Deutschen privaten Instituts für Nachhaltigkeit und Ökonomie.