Frank Bradke erhält Auszeichnung für Forschung über verletzte Nervenleitungen
Bonn/Genf, 30. Januar 2019. Frank Bradke, Arbeitsgruppenleiter am DZNE und Professor an der Universität Bonn, erhält den mit 750.000 Euro dotierten Preis der Schweizer „Roger de Spoelberch“-Stiftung. Der Neurobiologe wird für seine Forschung über das Wachstum und die Regeneration von Nervenzellen geehrt. Bradke möchte mit seiner Arbeit die Grundlagen für neuartige Therapien, beispielsweise zur Behandlung von Rückenmarksverletzungen, schaffen. Die Auszeichnung wird im Dezember in Genf überreicht.
„Das ist eine große Ehre und eine Riesenmotivation für mich und mein Team“, sagt Bradke. „Mit unserer Forschung verfolgen wir einige interessante Ansätze. Ich möchte dennoch betonen: Wir machen Grundlagenforschung. Natürlich erhoffen wir uns davon Erkenntnisse, die letztlich den Patienten zugutekommen. Genau dafür forschen wir. Aber bis dahin ist es sicher noch ein weiter Weg.“
Die in Genf ansässige „Roger de Spoelberch“-Stiftung fördert und finanziert Forschung über neurodegenerative und bestimmte psychiatrische Erkrankungen. Der „Roger de Spoelberch“-Preis wird seit 2009 jährlich verliehen.
Die Bremse lösen
Den Nervenzellen des Rückenmarks fehlt die Fähigkeit zur Selbstheilung. Werden sie beschädigt oder gar durchtrennt, kommt es in der Regel zur dauerhaften Lähmung oder anderen schwerwiegenden Folgen. Frank Bradke forscht daher nach Möglichkeiten, die Bremse zu lösen, welche die Regeneration der Nervenzellen des Rückenmarks für gewöhnlich verhindert. In diesem Zusammenhang konnten er und sein Team in Laborversuchen nachweisen, dass bestimmte Wirkstoffe beschädigte Nervenzellen zum Nachwachsen anregen und gleichzeitig die Vernarbung verringern.
„Vom Narbengewebe, das bei einer Verletzung entsteht, werden molekulare Stoffe ausgeschüttet. Sie blockieren das Wachstum beschädigter Nerven“, sagt Bradke. „Eine ideale Therapie für die Regeneration von Nervenzellen bei Rückenmarksverletzungen sollte daher die Vernarbung verringern und die Regenerationsfähigkeit der Nervenzellen aktivieren.“
Zum Preisträger
Frank Bradke studierte Biochemie an der Freien Universität Berlin und dem University College London. Während seiner Dissertation forschte er am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg. Danach arbeitete er als Postdoc an der University of California in San Francisco und der University of Stanford. Von 2003 bis 2011 leitete er eine Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried. Im Jahre 2009 habilitierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2011 ist Bradke ordentlicher Professor an der Universität Bonn und Leiter der Arbeitsgruppe „Axonales Wachstum und Regeneration“ am DZNE-Standort Bonn. Er ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Academia Europaea und der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (EMBO). Im Jahre 2016 wurde Bradke mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet - dem wichtigsten Forschungspreis Deutschlands.