Rostock, 22. März 2011. Die Versorgung Demenzkranker durch ihre Angehörigen steht im Mittelpunkt einer Pilotstudie, zu der Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und des Universitätsklinikums Rostock am 25. März 2011 den Startschuss geben.
In der Studie wird untersucht, inwieweit gezielte Aufklärung und Schulung von Angehörigen die Versorgung der Betroffenen in ihrer heimischen Umgebung fördert und eine vorzeitige Einweisung in Pflegeeinrichtungen verhindern kann. Studienleiter ist Prof. Dr. Stefan Teipel von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Sprecher des DZNE-Standorts Rostock/Greifswald.
„Es geht darum, Menschen, die an Demenz erkrankt sind, so lange wie möglich in ihrer heimischen und vertrauten Umgebung zu belassen“, sagt Sabine Schwarz, Sozialmediatorin am DZNE. Das entspreche dem Wunsch der Betroffenen und auch dem der meisten pflegenden Angehörigen. Allerdings mangele es an Aufklärung, konstatiert Sabine Schwarz, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. eine Gruppe von Angehörigen begleitet. Viele wissen zu wenig über Demenz, ihre Symptome und den richtigen Umgang mit dem Erkrankten. So werden Verhaltensweisen des dementiell Erkrankten nicht als Erscheinung der Krankheit erkannt, sondern als böser Wille interpretiert. Häufig komme es frühzeitig zur Einweisung in Pflegeeinrichtungen, weil Angehörige diesem Druck nicht standhalten. Hinzu komme, dass es in Mecklenburg-Vorpommern an Beratungsangeboten mangele. „Unsere Sprechstunden der Alzheimergesellschaft sind immer sehr überlaufen“, so Sabine Schwarz, „es besteht ein sehr hoher Beratungsbedarf“.
Die Pilotstudie des DZNE und des Uniklinikums sieht vor, dass Angehörigen konkrete und regelmäßige Angebote gemacht werden: Veranstaltungen, die informativ sind, in denen die Teilnehmer gleichzeitig aber auch ihre Erfahrungen austauschen und sich beraten lassen können. Per Fragebogen wird jeweils vor und nach der Veranstaltung ermittelt, ob durch die Vermittlung von Hintergrundwissen und Umgangskompetenz positive Effekte in der Betreuung erzielt werden können. Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung des Schulungskonzeptes ein. „Langfristig arbeiten wir gemeinsam mit der Alzheimergesellschaft an der Verbesserung der Versorgungssituation der Menschen mit Demenz in Mecklenburg-Vorpommern“, so Professor Dr. Teipel. Über den Nachweis der Effektivität der geplanten Schulungen sollen entsprechende Aufklärungs- und Informationsangebote im Land etabliert werden. Der Bedarf dafür ist groß: Nach Schätzungen leben in Mecklenburg-Vorpommern rund 25.000 Menschen mit Demenz. Zwei Drittel werden zu Hause von Angehörigen gepflegt.
Kontakt:
Sabine Schwarz, Sozialmediatorin
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Standort Rostock/Greifswald
c/o Zentrum für Nervenheilkunde
Gehlsheimer Straße 20
18147 Rostock
Tel.: 0381 494-9481
Fax: 0381 494-9472
E-Mail: sabine.schwarz(at)dzne.de
Professor Dr. med. Stefan Teipel
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Standort Rostock/Greifswald
und Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Rostock AöR
Gehlsheimer Straße 20
18147 Rostock
Tel.: 0381 494-9501
Professor Dr. med. Emil C. Reisinger
Dekan der Medizinischen Fakultät
Universität Rostock
Schillingallee 35
18057 Rostock
Tel.: 0381 494-5001
Matthias Schümann
Öffentlichkeitsarbeit am Universitätsklinikum Rostock
Schillingallee 35
18057 Rostock
Tel.: 0174 9670720
Dr. Katrin Weigmann
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0228 43302 263
Mobil: 0172 2838930
E-Mail: katrin.weigmann@dzne.de
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