Spitzenforschung für ein gesundes Leben: Bundeskanzlerin Merkel und NRW-Wissenschaftsministerin Schulze eröffnen Neubau des DZNE

Bonn, 15. März 2017. Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze haben heute den Bonner Neubau des DZNE feierlich eingeweiht und sich über aktuelle Forschungsprojekte informiert. Am DZNE arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fachübergreifend an neuen Therapien gegen Alzheimer, Parkinson und andere Demenz- und Nervenerkrankungen. Bund und Land NRW haben in den Neubau gemeinsam 126,8 Millionen Euro investiert.

Der Neubau liegt auf dem Campus des Universitätsklinikums Bonn, mit dem das DZNE eng kooperiert. Gleichwohl ist das DZNE eine eigenständige Forschungseinrichtung, die seit 2009 besteht. Deren rund 500 Bonner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilten sich bisher auf diverse Liegenschaften - nun sind Grundlagenforschung, Klinische Forschung und Populationsforschung unter einem Dach versammelt. Zusätzlich zu rund 40 Forschungsgruppen ist in dem neuen Gebäude auch die zentrale Verwaltung für alle bundesweit neun Standorte des DZNE untergebracht.

„Wir freuen uns und fühlen uns geehrt, dass die Bundeskanzlerin und NRW-Wissenschaftsministerin Schulze unseren Neubau heute offiziell eröffnen“, so  Prof. Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des DZNE. „Dank großzügiger Förderung durch das Land NRW und den Bund sind hier herausragende Bedingungen für die Gesundheitsforschung entstanden. In diesem Gebäude arbeiten Fachleute unterschiedlicher Disziplinen gemeinsam an einem besseren Verständnis von Hirnerkrankungen und an neuen Ansätzen zur Prävention, Diagnose und Behandlung. Damit symbolisiert der Neubau die Philosophie des DZNE. Nicht nur in Bonn, auch an unseren anderen Standorten bringen wir die besten Köpfe aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammen. Denn unser Ziel ist, dass wissenschaftliche Erkenntnisse schnellst möglich den Patienten und ihren Angehörigen zugutekommen. Besonders ist dieses Gebäude auch in anderer Hinsicht. Seine Lage auf dem Campus des Universitätsklinikums Bonn wird dazu beitragen, dass Patienten des Klinikums noch einfacher als bisher an DZNE-Studien teilnehmen können. Davon werden die Klinische Forschung und letztlich die Entwicklung im Bereich der Diagnose und Therapie profitieren.“

Das Gebäude zählt mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 35.000 Quadratmetern – der Ausdehnung von fünf Fußballfeldern – zu den größten Forschungsbauten, die in jüngster Zeit in Nordrhein-Westfalen entstanden sind. Die Räumlichkeiten umfassen neben Büros und Laboratorien mit modernster Ausstattung auch eine klinische Studieneinheit. Diese ist mit zehn Betten ausgestattet, so dass Studienteilnehmer bei Bedarf übernachten können. Überdies ist der Neubau über einen Tunnel mit dem sich noch in Bau befindlichen „Zentrum für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatik“ des Universitätsklinikums verbunden. Auf diesem Weg können künftig Patienten des Klinikums in das DZNE-Gebäude gelangen, die bettlägerig sind und sich bereit erklärt haben, an Studien mitzuwirken.

Hintergrund

Der Neubau

Das Gebäude wurde vom Architekturbüro „wulf architekten“ entworfen und besteht aus drei organisch geformten Einzelkörpern. In den Verbindungsbereichen sind geräumige Sitzgelegenheiten als Treffpunkte für Besprechungen platziert. Von außen besticht der Neubau durch seine optische Gestaltung: Die Fassade ist mit mehr als 2400 Sonnenschutzlamellen in diversen Rot- und Grüntönen bestückt. Diese sind den im Rhythmus der Jahreszeiten wechselnden Farben des benachbarten Waldes nachempfunden. Der traditionelle Spatenstich, der den Beginn der Bauarbeiten markierte, fand am 6. Mai 2013 statt.

In Sachen Technik ist der Neubau nicht nur mit modernsten Laboratorien ausgestattet, er wird zudem umweltschonend betrieben. So stammt zum Beispiel die Energie für die Heizung aus einer Geothermie-Anlage, Wärmerückgewinnung sowie einem sehr effizienten Blockheizkraftwerk. Auch darüber hinaus wurde Wert auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gelegt. Angestrebt wird eine bei Laborgebäuden bisher noch nie vergebene „Gold“-Zertifizierung nach dem „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude“ (BNB).

Im Inneren des Gebäudes führt ein Leitsystem, das vom Stuttgarter Grafikdesigner Andreas Uebele entwickelt wurde, durch die unterschiedlichen Bereiche. Das Leitsystem umfasst von Hand geschriebene Raumbeschriftungen sowie großformatige Farbflächen in der Gestalt überdimensionaler Pinselstriche, die sich teils über mehrere Stockwerke erstrecken. 

Edelstahl-Skulpturen des schottischen Künstlers Rob Mulholland, die unter anderem Gehirnwellen und Neurotransmitter symbolisieren, runden das Erscheinungsbild ab.

„Translationale“ Forschung am DZNE

Das DZNE erforscht die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems und entwickelt Maßnahmen zur Prävention, Therapie, Pflege und Patientenversorgung. Gemeinsames Merkmal der vom DZNE untersuchten Erkrankungen ist die Neurodegeneration: ein krankhafter Prozess, der die Nervenzellen beschädigt. Neurodegeneration kann zu Demenz führen, Bewegungsstörungen auslösen und die Gesundheit auch in anderer Weise massiv beeinträchtigen. Beispiele dafür sind Alzheimer, Parkinson, Chorea Huntington, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Frontotemporale Demenz (FTD) und sogenannte Ataxien.

Diesen Erkrankungen widmet sich das DZNE in all ihren Facetten. Dazu bündelt es Expertise verschiedener Disziplinen innerhalb einer Forschungsorganisation. Die Strategie des DZNE umfasst daher vier Schwerpunkte: Grundlagenforschung, Klinische Forschung, Versorgungsforschung sowie Populationsforschung. Diese sind eng vernetzt, um die Umsetzung – auch Translation genannt – von Forschungsergebnissen in die Anwendung zu fördern. Damit sollen neue Erkenntnisse rasch Patienten und Angehörigen zugutekommen.

Hierzulande leben Schätzungen zufolge mehr als 1,5 Millionen Menschen und möglicherweise bis zu zwei Millionen Menschen mit Demenz. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung gehen Prognosen bis zum Jahr 2050 von einem Anstieg auf rund drei Millionen aus - denn die Lebenserwartung steigt und das Risiko einer Demenz nimmt mit dem Alter zu.

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