Witten, 23.08.2011. Häufig müssen Patienten mit Demenz wegen anderer Erkrankungen oder nach einem Unfall im Krankenhaus behandelt werden – schon heute wird der Anteil Demenzkranker an älteren Krankenhauspatienten auf ca. 10-15 % geschätzt und wird sich auf jeden Fall in den nächsten Jahren noch erhöhen. Mit den straff organisierten Versorgungsabläufen in Kranken-häusern kommen diese Menschen oft nur schwer zurecht. Wie die Situation von Demenzkranken im Krankenhaus verbessert werden kann, untersucht nun eine neue Studie am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten, die von Dr. Bernhard Holle geleitet und von Christiane Pinkert durchgeführt wird. Im Rahmen der Studie werden verschiedene neue Ansätze, die in Praxisprojekten in Krankenhäusern entwickelt und implementiert wurden, verglichen.
Die Versorgungsabläufe in Krankenhäusern sind hauptsächlich auf die medizinische und pflegerische Behandlung von Menschen ohne kognitive Beeinträchtigungen ausgerichtet. Kurze Verweildauern, komplexe Diagnose- und Therapiestrategien und ökonomischer Druck erfordern straff durchorga-nisierte Strukturen. In diesem System finden sich in der Regel nur Patienten gut zurecht, die in der Lage sind, sich den Gegebenheiten anzupassen und durch möglichst aktive Mitarbeit einen störungsfreien Behandlungsverlauf mitzu-gestalten. Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen aber bedeutet ein Krankenhausaufenthalt nicht selten eine Krisensituation. Vor allem die fremde Umgebung, der Einsatz sedierender Medikamente, das Fehlen vertrauter Bezugspersonen oder ungewohnte Tagesstrukturen können zu einer deutlichen Verschlechterung der kognitiven und funktionalen Fähigkeiten demenzkranker Menschen führen. Nicht selten wird nach dem Krankenhausaufenthalt eine Übersiedlung in ein Pflegeheim nötig. Auch für die im Krankenhaus Arbeitenden bedeutet die Behandlung und Pflege von Menschen mit Demenz eine große fachliche und emotionale Herausforderung, oft eine Überforderung.
Für eine angemessene Versorgung dieser Patienten sind Konzepte erforderlich, die die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz beachten. Dazu gehören Aspekte wie Tagesstrukturierung, Angehörigenarbeit, biografieorien-tierte Pflege, aber auch strukturelle Faktoren, wie eine räumliche Gestaltung, die den Patienten die Orientierung erleichtert und die Anpassung von Personal-einsatz und –qualifikation. Verschiedene Krankenhäuser haben mittlerweile auf die Herausforderungen reagiert und im Rahmen von Praxisprojekten Konzepte entwickelt, die zur Verbesserung der Versorgungssituation von dementiell Erkrankten führen sollen. In der Studie des DZNE Witten werden diese exem-plarischen Ansätze detailliert analysiert und verglichen. Dazu werden sowohl mit den Projektverantwortlichen als auch mit Vertretern sämtlicher Berufs-gruppen, die an der Projektumsetzung beteiligt sind, Experteninterviews geführt. Das Ziel dieser Studie ist es, erstmals eine übergreifende und zusammenführende Analyse unterschiedlicher Versorgungsansätze und der jeweils erforderlichen strukturellen, fachlichen und organisatorischen Rahmen-bedingungen vorzustellen. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Studie werden dringend benötigte Handlungsempfehlungen für die Entwicklung von Versorgungskonzepten für Menschen mit Demenz in Akutkrankenhäusern erarbeitet. Im Rahmen einer nachfolgend geplanten Interventionsstudie sollen dann die Auswirkungen und Effekte solcher Versorgungskonzepte im Hinblick auf Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus erforscht werden.
Kontaktinformation:
Dr. Bernhard Holle, MScN
Arbeitsgruppenleiter
Arbeitsgruppe Versorgungsstrukturen
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE)
Standort Witten
Postfach 62 50
Stockumer Str. 12
58453 Witten
tel +49 23 02 - 926 241
fax +49 23 02 - 926 239
Christiane Pinkert, MScN
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Arbeitsgruppe Versorgungsstrukturen
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE)
Standort Witten
Postfach 62 50
Stockumer Str. 12
58453 Witten
tel +49 23 02 - 926 228
fax +49 23 02 - 926 239
Dr. Katrin Weigmann
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
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