EU-Atlas: Demenz & Migration


EU-Atlas: Demenz & Migration
EU-Atlas: Demenz & Migration
Fünf Hauptherkunftsländer von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz (MmMD) 65+
Größte Gruppe 2. größte Gruppe 3. größte Gruppe 4. größte Gruppe 5. größte Gruppe
Absolute Zahlen
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Absolute Zahlen MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Größte Gruppe
2. größte Gruppe
3. größte Gruppe
4. größte Gruppe
5. größte Gruppe
Prävalenz pro 100.000 Einwohner 65+*, berechnet nach Land des Wohnsitzes
hoch
> MmMD
geringer
> - MmMD
erhöht
> - MmMD
gering
MmMD
mittel
> - MmMD
MmMD = Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz
*Bulgarien, Litauen, Malta, Polen in der Bevölkerung 60+
Absolute Anzahl von MmMD  65+
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+

Belgien

Belgien war in der Vergangenheit ein Auswanderungsland. Die Geschichte der Einwanderung hat ihren Ursprung im Ersten Weltkriegs, als Menschen aus den Nachbarländern, Osteuropa und Italien in Belgien nach Arbeit suchten. Nach einem Abkommen mit Italien wanderten zwischen 1946 und 1956 110.000 italienische Arbeiter ein. In der Folge schloss Belgien bilaterale Anwerbeabkommen mit Ländern wie Spanien (1956), Marokko (1964) und der Türkei (1964). In der jüngeren Geschichte traten Flüchtlinge aus Konfliktgebieten, ausländische Studenten und Migranten aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten an die Stelle der Arbeitsmigranten. Im Jahr 2017 stellten Menschen aus Marokko (215.000) die größte Migrantengruppe dar, gefolgt von Frankreich (185.000), den Niederlanden (130.000) und der Türkei (98.000)1. Zwischen 1990 und 2019 ist die Bevölkerung mit Migrationshintergrund (im Ausland geboren) von 1,3 auf 2 Millionen Menschen gewachsen2.

In Belgien leben 209.000 Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 65 Jahren und älter. Schätzungsweise 14.400 dieser Menschen weisen eine Form der Demenz auf. Berechnungen zeigen, dass die am meisten betroffenen Migrantengruppen wahrscheinlich aus Italien (ca. 3.000), Frankreich (ca. 2.400), den Niederlanden (ca. 1.700), Marokko (ca. 1.400) und Deutschland (ca. 1.100) stammen3.

Während für die südliche Region Wallonien kein Demenzplan oder ein Dokument mit Versorgungsleitlinien identifiziert werden konnte, verfügt die nördliche Region Flandern über fünf Dokumente zur Demenzversorgung. Die Analyse des flämischen Demenzplans und der vier Leitlinien zur Versorgung von Menschen mit Demenz hat gezeigt, dass das Thema Demenz und Migration in Flandern an Bedeutung gewinnt und auch in den Dokumenten zur Demenzversorgung zunehmend berücksichtigt wird. Menschen mit Migrationshintergrund, die an Demenz erkrankt sind, werden als eine vulnerable Gruppe mit spezifischen Bedürfnissen identifiziert, denen in Zukunft eine kultursensible Versorgung angeboten werden sollte. Derzeit scheint es diesbezüglich große Lücken zu geben4-8.

Das Experteninterview bestätigte, dass es große Lücken in der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz gibt, da das Thema Demenz und Migration in der Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und im Gesundheitssystem neu ist und derzeit keine strukturelle Aufmerksamkeit innerhalb dieser Systeme erfährt. Die Experten geben an, dass es derzeit keine spezialisierten Gesundheitsdienste für diese Bevölkerungsgruppe gibt.

Interkulturelle bzw. kultursensible Versorgung ist nach Aussage der befragten Experten kein fester Bestandteil der beruflichen Ausbildung von Gesundheits- und Pflegepersonal. Die Experten wiesen darauf hin, dass es in Belgien derzeit einige strukturelle und soziale Bedingungen gibt, die eine Barriere für die Inklusion von Menschen mit Migrationshintergrund in das gesamte Spektrum der Gesundheitsberufe darstellen.

Nach Auffassung der Experten gibt es in Belgien ein generelles Problem hinsichtlich der Unterstützung und Information für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz. Dieses Problem ist noch umfangreicher und komplexer im Hinblick auf die Angehörigen von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz. Es gibt keine spezialisierten Informationsressourcen, die es ihnen ermöglichen, das Thema Demenz mit ihrer Familie in ihrer Muttersprache zu besprechen. Insgesamt zeigt sich in Belgien ein großer Bedarf an spezialisierten Angeboten zur Unterstützung und Information der Angehörigen von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz.

Referenzen

  1. Lafleur J-M, Marfouk A: A Common Home: Migration and Development in Belgium. In. Brussels: Caritas International; 2019.
  2. International Organization for Migration: Total number of international migrants at mid-year 2019: Belgium; 2019.
  3. Statistics Belgium: Census 2011; 2011.
  4. Vlaamse Regering: TRANSITIEPLAN ‘DEMENTIEKUNDIGE BASISZORG IN HET NATUURLIJK THUISMILIEU’. In. Edited by Volksgezondheid en Gezin; 2014.
  5. Vlaamse Regering: continuing to build a dementia-friendly Flanders together: updated Dementia Plan for Flanders 2016 – 2019; 2016.
  6. Dely H, Verschraegen J, Steyaert J: You and me, together we are human: A reference framework for quality of life, housing and care for people with dementia. Antwerpen, Belgium: European Patent Office publishing company; 2018.
  7. Constant O, Lamers H, Steyaert J, Verschraegen J, Dely H: Memorandum 2019. In. Antwerpen: Expertisecentrum Dementie Vlaanderen, Alzheimer Liga Vlaanderen; 2018.
  8. Constant O, Lamers H, Steyaert J, Verschraegen J, Wildiers P: Memorandum 2014. In. Edited by Vlaanderen ED, Liga VA. Antwerpen: Expertisecentrum Dementie Vlaanderen, Vlaamse Alzheimer Liga; 2013.

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