EU-Atlas: Demenz & Migration


EU-Atlas: Demenz & Migration
EU-Atlas: Demenz & Migration
Fünf Hauptherkunftsländer von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz (MmMD) 65+
Größte Gruppe 2. größte Gruppe 3. größte Gruppe 4. größte Gruppe 5. größte Gruppe
Absolute Zahlen
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Absolute Zahlen MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Größte Gruppe
2. größte Gruppe
3. größte Gruppe
4. größte Gruppe
5. größte Gruppe
Prävalenz pro 100.000 Einwohner 65+*, berechnet nach Land des Wohnsitzes
hoch
> MmMD
geringer
> - MmMD
erhöht
> - MmMD
gering
MmMD
mittel
> - MmMD
MmMD = Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz
*Bulgarien, Litauen, Malta, Polen in der Bevölkerung 60+
Absolute Anzahl von MmMD  65+
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+

Italien

Italien entwickelte sich von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland. Dieser Wandel vollzog sich vor allem in den 1970er Jahren, als Italien zum ersten Mal einen positiven Wanderungssaldo hatte. Während viele nordeuropäische Länder infolge der Ölkrise strengere Einwanderungsgesetze verabschiedeten, setzte Italien seine eigenen Migrationsvorschriften nicht durch. Fehlende Migrationsgesetze bestimmen bis heute das italienische Migrationsgeschehen. Die äußerst heterogene Migrantenbevölkerung mit 192 verschiedenen Herkunftsländern und die große Anzahl von Menschen ohne Papiere sind nur zwei von vielen Folgen der fehlenden rechtlichen Strukturen1. Insgesamt hat sich der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung (2,5 auf 10,4 %) zwischen 1990 und 2019 mehr als vervierfacht. Die Nettozuwanderungsrate ist seit 2000 positiv (2020: 2,5%)2.

In Italien leben 292.600 Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 65 Jahren und älter. Schätzungsweise ca. 20.200 dieser Menschen weisen eine Form der Demenz auf. Berechnungen zeigen, dass die am stärksten betroffenen Migrantengruppen wahrscheinlich aus Kroatien (ca. 2.400), Frankreich (ca. 2.200), Albanien (ca. 1.600), Libyen (ca. 1.200) und Deutschland (ca. 1.200) stamen3.

In Italien existieren die beiden Dokumente "Die neue nationale Strategie Italiens" von 2014 und der "Nationale Demenzplan - Stand der Dinge" von 2019. Das erste Dokument enthält keinen Bezug zu migrationsbezogenen Themen. Stattdessen fokussiert es sich auf die Demenzprävalenz in Italien, die bestehenden Gesundheitsdienste sowie die Ziele, Maßnahmen und zukünftigen Entwicklungen des nationalen Demenzplans4. Im Gegensatz dazu gibt es im nationalen Demenzplan von 2019 einen Verweis auf das Projekt "Demenz bei in Italien lebenden Immigranten und ethnischen Minderheiten: klinisch-epidemiologische Aspekte und öffentliche Gesundheitsdienste" (ImmiDem). Es folgt jedoch kein weiterer Verweis auf das Thema Demenz und Migration5.

Dem Experteninterview zufolge strebt Italien ein integratives Versorgungsmodell an, bei dem Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz Zugang zu vorhandenen Gesundheitsdiensten haben. Diesen Diensten mangelt es jedoch an der notwendigen Vorbereitung für die Aufnahme dieser Bevölkerungsgruppe. Darüber hinaus gibt es in Italien keine spezialisierten stationären und ambulanten Versorgungsangebote für Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz, obwohl einige Regionen, wie Mailand oder Trento, interkulturelle kognitive Werkzeuge und Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen anbieten. Maßnahmen zur interkulturellen Pflege oder Betreuung sind lokal in der Entwicklung. Allerdings gibt es in Italien keinen einheitlichen, kultursensiblen Ansatz zur Diagnostik, Unterstützung und Einbeziehung der Familien in den Versorgungsprozess.

Kultursensible Versorgung ist nicht Teil der professionellen Ausbildung und professionelle Weiterbildungsmöglichkeiten in interkultureller Versorgung existieren nur in Form einiger weniger Initiativen. Der Anteil von professionellen Pflegekräften mit Migrationshintergrund in der ambulanten und stationären Versorgung ist hoch. Dennoch wird der Bedarf an kultursensibler Versorgung in der stationären und ambulanten Pflege nicht durch ausreichend qualifizierte Fachkräfte gedeckt.

Laut dem Experten spielen die Familie, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Dienstleister eine essentielle Rolle bei der Unterstützung von pflegenden Angehörigen. Diese Angehörigen haben einen hohen Bedarf an spezialisierten Informationen und Dienstleistungen.

Referenzen

  1. Bettin G, Cela E: The evolution of migration flows in Europe and Italy. Economia Marche / Journal of Applied Economics 2014, 0(1):37-63.
  2. International Organisation for Migration: Net migration rate in the 5 years prior to 2020: Italy; 2019.
  3. Eurostat: Census 2011; 2011.
  4. Di Fiandra T: The new Italian National Strategy. In. Edited by Ministry of Health I. Rome; 2014.
  5. Bologna F: National Dementia Plan - the state of the art; 2019.

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