EU-Atlas: Demenz & Migration


EU-Atlas: Demenz & Migration
EU-Atlas: Demenz & Migration
Fünf Hauptherkunftsländer von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz (MmMD) 65+
Größte Gruppe 2. größte Gruppe 3. größte Gruppe 4. größte Gruppe 5. größte Gruppe
Absolute Zahlen
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Absolute Zahlen MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Größte Gruppe
2. größte Gruppe
3. größte Gruppe
4. größte Gruppe
5. größte Gruppe
Prävalenz pro 100.000 Einwohner 65+*, berechnet nach Land des Wohnsitzes
hoch
> MmMD
geringer
> - MmMD
erhöht
> - MmMD
gering
MmMD
mittel
> - MmMD
MmMD = Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz
*Bulgarien, Litauen, Malta, Polen in der Bevölkerung 60+
Absolute Anzahl von MmMD  65+
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+

Liechtenstein

Innerhalb des letzten Jahrhunderts hat sich Liechtenstein aufgrund der Industrialisierung, eines wirtschaftlichen Aufschwungs sowie politischer, sozialer, territorialer und wirtschaftlicher Veränderungen von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland entwickelt1,2. Die Population der Menschen mit Migrationshintergrund (im Ausland geboren) hat sich zwischen 1990 und 2019 mehr als verdoppelt (von 10.900 auf 25.500). Gleichzeitig ist der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung von 38 auf 67 % gestiegen3. Die große Bedeutung der Migration in Liechtenstein ist unter anderem auf die wirtschaftliche Lage des Landes, die global agierenden Unternehmen, die hohe Anzahl an Arbeitnehmern, insbesondere Migranten, und die multinationalen Identitäten vieler Bürger zurückzuführen. Quantitativ spielt der Familiennachzug von Migranten und die Heiratsmigration die wichtigste Rolle bei der Zuwanderung2.

In Liechtenstein leben 3.100 Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 65 Jahren und älter. Schätzungsweise ca. 200 dieser Menschen weisen eine Form der Demenz auf. Berechnungen zeigen, dass die am stärksten betroffenen Migrantengruppen wahrscheinlich aus der Schweiz (ca. 70), Österreich (ca. 60) und Deutschland (ca. 40) stammen4.

Die "Demenzstrategie für das Fürstentum Liechtenstein" aus dem Jahr 2012 hat einen Umfang von 36 Seiten. Dieses Dokument ist in vier Kapitel unterteilt: Überblick über Demenz, gesundheits- und sozialpolitische Bedeutung von Demenz, aktuelle Situation in Liechtenstein, Ziele der Demenzstrategie 2020. Keines dieser Themen wird in einen Migrationskontext gesetzt5. Laut einem Experten in der Demenzversorgung gibt es auf nationaler Ebene keine Versorgungsleitlinien für Demenz.

Den Experteninterviews zufolge wird bei der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz auf ein integratives Modell gesetzt. Demenzspezifische Informationen und Versorgungsangebote sind bundesweit verfügbar, was prinzipiell auch für Migranten gilt. Allerdings gibt es keine speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz zugeschnittenen Versorgungsangebote und die Informationen sind ausschließlich in deutscher Sprache verfügbar. Aufgrund eines relativ hohen Anteils von Migrantinnen und Migranten in den Pflegeberufen und einer hohen Diversität hinsichtlich der Herkunftsländer des Pflegepersonals sind sprachliche und kulturelle Kompetenzen grundsätzlich vorhanden, werden aber derzeit nicht systematisch genutzt oder für die Entwicklung von spezialisierten Betreuungsangeboten für Menschen mit Migrationshintergrund herangezogen. Dennoch scheinen die bestehenden Versorgungsangebote in Liechtenstein für Menschen mit Demenz mit und ohne Migrationshintergrund geeignet zu sein.

Themen rund um die kulturelle Sensibilität sind Teil der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften, es existiert allerdings immer noch ein Mangel an Weiterbildungsmöglichkeiten für Gesundheitsfachkräfte in kultursensibler oder interkultureller Versorgung. Der Anteil der professionellen Pflegekräfte mit Migrationshintergrund liegt in der stationären Versorgung bei ca. 60%. Der Bedarf an kultursensibler Versorgung (sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Versorgung) wird nicht durch ausreichend qualifizierte Fachkräfte gedeckt.

Laut den Experten haben die Familien eine sehr hohe und die Versorgungsanbieter und Migrantenorganisationen eine hohe Bedeutung bei der Unterstützung von pflegenden Angehörigen von Migranten mit Demenz. Der Bedarf an spezialisierten Informations- und Unterstützungsleistungen für diese Angehörigen ist hoch. Derzeit fehlt es noch an maßgeschneiderten, muttersprachlichen Informationsressourcen für pflegende Angehörige von Migranten mit Demenz.

Referenzen

  1. Marxer W: Migration und Integration: Geschichte – Probleme – Perspektiven In: Studie zuhanden der NGO-Arbeitsgruppe „Integration“. Liechtenstein-Institut; 2007.
  2. Marxer W: Migration: Fakten und Analysen zu Liechtenstein. In.: Liechtenstein-Institut; 2012.
  3. International Organisation for Migration: International migrant stock as a percentage of the total population at mid-year 2019: Liechtenstein; 2019.
  4. Office of Statistics: Volkszählung. In. Vaduz: Office of Statistics; 2015.
  5. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Demenzstrategie für das Fürstentum Liechtenstein. In. Edited by Ressort Soziales und Gesundheit; 2012.

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