EU-Atlas: Demenz & Migration


EU-Atlas: Demenz & Migration
EU-Atlas: Demenz & Migration
Fünf Hauptherkunftsländer von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz (MmMD) 65+
Größte Gruppe 2. größte Gruppe 3. größte Gruppe 4. größte Gruppe 5. größte Gruppe
Absolute Zahlen
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Absolute Zahlen MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Größte Gruppe
2. größte Gruppe
3. größte Gruppe
4. größte Gruppe
5. größte Gruppe
Prävalenz pro 100.000 Einwohner 65+*, berechnet nach Land des Wohnsitzes
hoch
> MmMD
geringer
> - MmMD
erhöht
> - MmMD
gering
MmMD
mittel
> - MmMD
MmMD = Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz
*Bulgarien, Litauen, Malta, Polen in der Bevölkerung 60+
Absolute Anzahl von MmMD  65+
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+

Niederlande

Die Migrationsgeschichte der Niederlande ist durch große Zu- und Abwanderungsströme gekennzeichnet. Die Einwanderungen waren hauptsächlich eine Folge des Zweiten Weltkriegs und der Zuwanderung von Menschen aus ehemaligen Kolonien (z. B. Indonesien, Surinam) und Gastarbeiterländern (z. B. Türkei, Marokko)1,2,3. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund (im Ausland geboren) hat sich zwischen 1990 und 2019 fast verdoppelt (1,2 auf 2,3 Millionen). Gleichzeitig ist auch der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung deutlich gestiegen (7,9 auf 13,4 %)4.

In den Niederlanden leben 295.000 Menschen mit Migrationshintergrund, die 65 Jahre oder älter sind. Schätzungsweise 20.400 dieser Menschen weisen eine Form der Demenz auf. Berechnungen zeigen, dass die am stärksten betroffenen Migrantengruppen wahrscheinlich aus Indonesien (ca. 5.100), Surinam (ca. 2.500), Deutschland (ca. 1.900), Marokko (ca. 1.800) und der Türkei (ca. 1.600) stammen.

Für die Niederlande wurden vier nationale Demenzpläne identifiziert, von denen sich jedoch nur zwei mit Migration befassen. Der "Pflegestandard Demenz" (2013)5 hebt hervor, dass Demenz bei Menschen nicht-niederländischer Herkunft immer häufiger vorkommt und dass sie besondere Bedürfnisse bei der Demenzdiagnose und -pflege haben. Die "Nationale Demenzstrategie 2021 – 2030" (2020)6 betont, dass die zukünftige Demenzversorgung die kulturelle Vielfalt der pflegebedürftigen Menschen berücksichtigen muss. Es gibt zwei Leitlinien zum Thema Demenz, aber Migration wird nicht erwähnt7,8.

In der ambulanten und stationären Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund und Demenz wird eine hybride Versorgungsstrategie verfolgt. Dienstleistungen und Informationsangebote versuchen daher, die Bedürfnisse der Migranten einzubeziehen. So nutzen z. B. Memory-Kliniken das kulturübergreifende Demenz-Screening-Tool RUDAS und bieten tagesklinische Programme mit migrations- und demenzgeschulten Dolmetschern an. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede in der Relevanz von Demenz und Migration zwischen bevölkerungsreichen und weniger bevölkerungsreichen Städten. In Amsterdam, Rotterdam oder Den Haag zum Beispiel, wo viele Migranten leben, ist das Thema von großer Bedeutung. Während es in kleineren Provinzen wie Groningen oder Drenthe nicht so zu sein scheint. Folglich sind solche Angebote nicht in allen Regionen verfügbar.

In der Ausbildung von Fachkräften des Gesundheitswesens an Universitäten und medizinischen Fakultäten wird ein besonderer Fokus auf das Thema kultursensible Versorgung gelegt. Es scheint aber keine offiziellen Fortbildungsmöglichkeiten für Ärzte oder Pflegekräfte in interkultureller Versorgung zu geben. Ein Krankenhaus in Amsterdam bietet jedoch Kurse oder Vorlesungen hierzu an, an denen auch Gesundheitsfachkräfte oder Studenten aus anderen Regionen teilnehmen.

Familien, Religionsgemeinschaften, Migrantenorganisationen und Pflegedienstleister sind wichtig für die Unterstützung von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz. Pflegenden Angehörigen von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz mangelt es oft an Informationen über formale Dienste und sie haben einen sehr hohen Bedarf an spezialisierten Angeboten, die Unterstützung und Informationen anbieten. Insbesondere für ältere Migranten werden unterschiedliche Zugangswege zu Informationen und Unterstützung benötigt. Es besteht auch ein hoher Bedarf an Bewusstseinsbildung und Aufklärung über Demenz.

Referenzen

  1. Zorlu A, Hartog J: Migration and immigrants: The case of the Netherlands. 2001.
  2. Ersanilli E: Focus Migration: Country Profile Netherlands. In. Edited by Berlinghoff M, Hanewinkel V, Oltmer J: Institute for Migration Research and Intercultural Studies, Federal Agency for Civic Education; 2014.
  3. Van Meeteren M, Van de Pol S, Dekker R, Engbersen G, Snel E: Destination Netherlands: History of Immigration and Immigration Policy in the Netherlands. In: Immigrants: Acculturation, Socioeconomic Challenges and Cultural Psychology. edn. Edited by Ho J. Los Angeles; 2013.
  4. International Organization for Migration: International migrant stock as a percentage of the total population at mid-year 2019: Netherlands; 2019.
  5. Nederland Alzheimer, Vilans: Zorgstandaard Dementie: Steun en zorg. In.: Alzheimer Nederland, Vilans; 2013.
  6. Ministry of Health Welfare and Sport: National Dementia Strategy 2021-2030. In. The Hague; 2020.
  7. Ministry of Health Welfare and Sport, Zorgverzekeraars Nederland, Alzheimer Nederland, ActiZ: Guideline for Integrated Dementia Care. In.: Ministry of Health, Welfare and Sport, Zorgverzekeraars Nederland, Alzheimer Nederland, ActiZ; 2009.
  8. Nederlandse Vereniging voor Klinische Geriatrie: Dementie. In.: Federatie Medisch Specialisten; 2012.

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