EU-Atlas: Demenz & Migration


EU-Atlas: Demenz & Migration
EU-Atlas: Demenz & Migration
Fünf Hauptherkunftsländer von Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz (MmMD) 65+
Größte Gruppe 2. größte Gruppe 3. größte Gruppe 4. größte Gruppe 5. größte Gruppe
Absolute Zahlen
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Absolute Zahlen MmMD pro 100.000 Einwohner  65+
Größte Gruppe
2. größte Gruppe
3. größte Gruppe
4. größte Gruppe
5. größte Gruppe
Prävalenz pro 100.000 Einwohner 65+*, berechnet nach Land des Wohnsitzes
hoch
> MmMD
geringer
> - MmMD
erhöht
> - MmMD
gering
MmMD
mittel
> - MmMD
MmMD = Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz
*Bulgarien, Litauen, Malta, Polen in der Bevölkerung 60+
Absolute Anzahl von MmMD  65+
MmMD pro 100.000 Einwohner  65+

Schweden

Schweden hat eine lange Migrationsgeschichte. Durch die Einwanderung von etwa 180.000 Flüchtlingen aus Finnland, Norwegen, Estland, Dänemark und Deutschland während des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich Schweden zu dem Einwanderungsland, das es heute ist. In den 1960er und frühen 1970er Jahren rekrutierte die Regierung aktiv Arbeitsmigranten aus den Niederlanden, Westdeutschland, Italien, Österreich, Belgien, Griechenland, Jugoslawien und der Türkei. Der EU-Beitritt im Jahr 1995 und die EU-Erweiterungsrunden in den Jahren 2004 und 2007 führten zu einem deutlichen Anstieg der Zuwanderung1,2. Zwischen 1990 und 2019 hat sich die Bevölkerung mit Migrationshintergrund (im Ausland geboren) und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung mehr als verdoppelt (788.800 auf 2 Millionen; 9,2 auf 20 %)3.

In Schweden leben 268.300 Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 65 Jahren und älter. Schätzungsweise 18.500 dieser Menschen weisen eine Form der Demenz auf. Berechnungen zeigen, dass die am stärksten betroffenen Migrantengruppen wahrscheinlich aus Finnland (ca. 5.400), Deutschland (ca. 1.200), Jugoslawien (ca. 1.200), Norwegen (ca. 900) und Dänemark (ca. 900) stammen4.

Das Dokument "Eine nationale Strategie für Demenz: Dokumentation und Vorschlag für einen Plan für priorisierte Initiativen bis 2022" (2017) geht in einem eigenen Abschnitt auf die Migration ein. Dort wird die zunehmende Notwendigkeit betont, Menschen mit Demenz, die eine andere Sprache als Schwedisch sprechen, zu untersuchen und zu betreuen. Außerdem enthält das Dokument einen umfassenden Handlungsrahmen mit Empfehlungen für Pflegeplaner und Leistungserbringer sowie Hinweise auf bestehende Studien, Projekte, Pflegestrukturen und Pflegedienste5. Die nationalen Leitlinien zur Demenzversorgung aus dem Jahr 2017 nehmen nur kurz Bezug auf Menschen mit unterschiedlichen sprachlichen oder kulturellen Hintergründen. Die Evaluation der Leitlinien aus dem Jahr 2018 hat ein eigenes Kapitel zum Thema Migration. Dies zeigt, dass das Thema auf nationaler Ebene zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die nationalen Leitlinien geben den kommunalen Leistungserbringern allgemeine Empfehlungen und zeigen ihnen konkrete Handlungsoptionen auf, um die aktuellen Wissens- und Versorgungslücken in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund mit Demenz zu schließen6,7.

Nach Aussage eines Experten wird das Thema Demenz und Migration in Schweden nur teilweise als wichtig erachtet. Bestehende Versorgungsangebote sind eher für die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund mit Demenz geeignet und ausreichend. Es gibt jedoch auch Gruppen von Migranten, für die die Versorgung besser geeignet ist (Menschen aus Finnland/Dänemark), weil sie besser in die Gesellschaft integriert sind und es weniger Barrieren gibt.

Die kultursensible Versorgung ist teilweise in der Ausbildung von Gesundheitsfachkräften enthalten. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund unter den professionellen Pflegekräften ist in der ambulanten und stationären Versorgung hoch (zwischen 20 und 40%). Insgesamt wird der Bedarf an kultursensibler Pflege nicht durch ausreichend qualifiziertes Fachpersonal gedeckt.

Eine wichtige Rolle bei der Unterstützung pflegender Angehöriger mit Migrationshintergrund kommt den Familien, den Netzwerken der Pflegedienstleister und den Migrantenorganisationen zu. Derzeit gibt es Unterschiede in der Eignung bestehender Informationsressourcen und Unterstützungsangebote für diese pflegenden Angehörigen. Es besteht ein sehr hoher Bedarf an spezialisierten Diensten, die Unterstützung und Informationen für pflegende Angehörige mit Migrationshintergrund anbieten.

Referenzen

  1. Swedish Institute: Sweden and Migration. [https://sweden.se/migration/]. (2019). Accessed 07 May 2020.
  2. Parusel B: Länderprofil: Schweden. In.: Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, Bundeszentrale für politische Bildung; 2015.
  3. International Organization for Migration: Total number of international migrants at mid-year 2019: Sweden; 2019.
  4. Statistics Sweden: Population by country of birth, age and sex In. Stockholm: Statistics Sweden 2018.
  5. Socialstyrelsen: En nationell strategi för demenssjukdom: underlag och förslag till plan för prioriterade insatser till år 2022; 2017.
  6. Socialstyrelsen: Nationella riktlinjer för vård och omsorg vid demenssjukdom: Stöd för styrning och ledning: Socialstyrelsens publikationsservice 2017.
  7. Socialstyrelsen: Vård och omsorg vid demenssjukdom: Sammanfattning med förbättringsområden: Socialstyrelsen Sverige; 2018.

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