Forschungsschwerpunkte
Die Arbeitsgruppe Versorgungsstrukturen fokussiert in ihrer wissenschaftlichen Arbeit darauf, Strukturen der Versorgung von Menschen mit Demenz zu untersuchen. Unter „Struktur“ versteht die Arbeitsgruppe das Vorhandensein und das Zusammenwirken unterschiedlicher Elemente, die für die Ausgestaltung eines Versorgungsarrangements relevant sein können.
Relevante Elemente können u.a. professionelle Versorgungsangebote, familiale Netzwerke, aber auch Selbsthilfe- und Ehrenamtsangebote sowie Prozesse und Rahmenbedingungen sein, die diese prägen. Es ist der Anspruch der Arbeitsgruppe, diese Strukturen und ihr Zusammenwirken wissenschaftlich zu analysieren. Darüber hinaus werden bei Bedarf theoretische Grundlagen entwickelt, die forschungsleitend sind und eine sinnhafte Interpretation von Daten ermöglichen. Diese theoretischen Grundlagen fördern die Passgenauigkeit und Umsetzbarkeit von Interventionen.
Zudem untersucht die AG in Prozessevaluationen, wie sich bereits entwickelte und neue Versorgungsinterventionen im Rahmen bestehender Strukturen umsetzen lassen.
Das Ziel der Forschungsprojekte der Arbeitsgruppe ist es, Wissen und Erkenntnisse bereitzustellen, um Versorgungsstrukturen weiterzuentwickeln. Die Arbeitsgruppe forscht hierfür in zwei übergreifenden Bereichen:
Stabilität häuslicher Versorgungsarrangements (SoCA-Dem)
Die Situation pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz ist herausfordernd und komplex. Daher ist ein tieferes und theoretisch fundiertes Verständnis von gesundheitlichen und sozialen Aspekten notwendig, um maßgeschneiderte Interventionen zur Ausgestaltung ihrer Versorgungsarrangements zu entwickeln. Die Forschungsgruppe hat hierzu auf Basis einer Metastudie eine Theorie mittlerer Reichweite zur Stabilität häuslicher Versorgungsarrangements entwickelt. Unsere Theorie mittlerer Reichweite bildet die theoretische Basis für verschiedene Studien im Bereich der pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz. Diese theoriegeleiteten Projekte, beziehen sich z.B. auf die Entwicklung und Evaluation spezifischer Versorgungskonzepte und Versorgungsnetzwerke (UplandCare, SABD-Fam, RoutineDeCM) oder tiefgehende Analysen der Situation pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz (Nationale Demenzstrategie 4.3.8.,VeSpaRo, PreBeDem-Teilprojekt „Angehörige“).
Demenzspezifische Versorgung in der stationären Altenhilfe
Die langzeitstationäre Versorgung von Menschen mit Demenz in Einrichtungen der stationären Altenhilfe bildet einen weiteren Forschungsschwerpunkt. Hierbei geht es z.B. um die Entwicklung von Kompetenzprofilen professionell Pflegender in der Versorgung von Menschen mit Demenz (PeVA-Dem). Die AG widmet sich darüber hinaus Fragen der demenzsensiblen Umgebungsgestaltung (G-EAT) sowie der Untersuchung von Regularien der person-zentrierten Versorgung in stationären Altenhilfe (DemPol-Q). Ein weiteres Thema in diesem Bereich ist die Untersuchung der Prävalenz von Delir in stationären Altenhilfe (DeliA).
Wer wir sind
Die Arbeitsgruppe Versorgungsforschung am DZNE Standort Witten ist ein multidisziplinäres Team von Wissenschaftler*innen verschiedener akademischer Disziplinen. Aktuell bringen Pflegewissenschaftler*innen, Sozialwissenschaftler*innen und Gerontolog*innen die spezifischen theoretischen und methodischen Perspektiven ihrer akademischen Disziplin in die gemeinsame Forschung zu Versorgungsstrukturen für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ein und ermöglichen so einen facettenreichen, interdisziplinären Blick auf den Forschungsgegenstand. Viele Mitglieder der AG sind zudem ausgebildete Pflegefachpersonen und profitieren von ihrer mehrjährigen Berufserfahrung in der Versorgungspraxis.
Aktuell laufende Projekte
Deli-A
Deli-A - Delir in Altenpflegeeinrichtungen
Ein Delirium geht mit Verwirrtheit, Aufmerksamkeitsdefiziten und Orientierungsschwierigkeiten einher. Das akute Auftreten innerhalb von Stunden und Tagen und der fluktuierende Verlauf sind wesentliche Charakteristiken. Am DZNE wird innerhalb des Konsortialprojekts „Delir in Altenpflegeeinrichtungen“ (DeliA) die Prävalenz des Deliriums und damit assoziierte Faktoren bei Bewohner*innen aus Altenpflegeeinrichtungen in Deutschland ermittelt.
DemPol-Q
DemPol-Q - Dementia Policy Questionnaire
In stationären Pflegeeinrichtungen sind Regularien und einrichtungsinterne Vorgaben relevante Instrumente zur Implementierung von person-zentrierter Demenzversorgung. Ziel dieses Projektes ist die Weiterentwicklung des Dementia Policy Questionnaire (DemPol-Q). Das Instrument soll das Vorhandensein interner Regularien zu person-zentrierter Demenzversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen messen.
G-EAT
G-EAT - German Environmental Audit Tool
Eine gut angepasste bauliche Umgebung kann die Alltagskompetenz und damit die Lebensqualität von Menschen, die mit einer Demenz leben, erhalten und fördern. Ziel dieses Projektes ist die Adaption und Weiterentwicklung des German Environmental Audit Tool (G-EAT) unter Einbezug von Menschen, die mit einer Demenz in langzeitstationären Pflegeeinrichtungen leben.
PeVaDem
PeVA-Dem - Entwicklung eines demenzspezifischen Pflegegeleiteten Versorgungsmodells für die stationäre Altenpflege in Deutschland
Aufgrund der Komplexität der pflegerischen und medizinischen Versorgung in der stationären Altenpflege, bedarf es innovativer Versorgungsmodelle, die eine qualitativ hochwertige Versorgung von Bewohner*innen mit Demenz sicherstellen. Ziel des Projektes PeVA-Dem ist die Entwicklung eines demenzspezifischen, pflegegeleiteten Versorgungsmodells für die stationäre Altenpflege in Deutschland zur Verbesserung der intra- und interprofessionellen Versorgung von Bewohner*innen mit Demenz in komplexen Versorgungssituationen.
PreBeDem
PreBeDem - Mit Prävention und Behandlung gegen Demenz (Teilprojekt 1)
Während in Deutschland eine breite Datenbasis zur Situation von pflegebedürftigen Personen im Allgemeinen vorliegt, gibt es bislang wenige Informationen zur spezifischen Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen. Unter dem Dach des BMBF Projekts „Mit Prävention und Behandlung gegen Demenz“ (PreBeDem) wurde in Kooperation mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft eine bundesweite Survey-Befragung durchgeführt. Die erhobenen Daten ermöglichen es, Versorgungsarrangements umfassend zu beschreiben, Einflussfaktoren für den Aufbau stabiler Versorgungsarrangements zu identifizieren, sowie Handlungsempfehlungen für die bedarfsgerechte Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen und Interventionen für Menschen mit Demenz und deren Angehörige zu entwickeln.
SABD-Fam
SABD-Fam - Prozessevaluation
Im Projekt SABD-Fam wird das interdisziplinäre Versorgungskonzept einer „Spezialisierten ambulanten Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Familien“ partizipativ entwickelt und erprobt. Ziel dieser Intervention ist es, häusliche Versorgungsarrangements langfristig zu stabilisieren. Das DZNE Witten übernimmt im Projekt SABD-Fam die Prozessevaluation und wird fördernde und hemmende Faktoren der Implementierung identifizieren sowie erste Erkenntnisse zur Wirkungsweise der Intervention generieren. Das Projekt wird vom Malteser Hilfsdienst e.V. im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie gefördert, die Entwicklung und Umsetzung der Intervention liegt bei der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen.
SoCA
SoCA - Stabilität von Versorgungsarrangements für Menschen mit Demenz
Die meisten Menschen mit Demenz leben zuhause und werden durch Angehörige begleitet und versorgt. Der Aufbau einer stabilen Versorgungssituation und der Verbleib in der Häuslichkeit sind zentrale Ziele – für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ebenso wie aus gesundheitspolitischer Sicht. „Stabilität von Versorgungsarrangements für Menschen mit Demenz“ (SoCA) ist eine langfristig angelegte Projektlinie der AG Versorgungsstrukturen am DZNE Standort Witten. Ausgehend von einem Theoriebildungsprozess beforscht die Projektlinie SoCA in zahlreichen Teilprojekten und mit einem breiten Methodenspektrum das komplexe Phänomen der Stabilität und integriert die Forschungsergebnisse laufend in einen wachsenden Wissenskanon. Fernziel der Projektlinie SoCA ist es, Versorgungsstrukturen zu identifizieren sowie Versorgungsinterventionen zu entwickeln, die Menschen mit Demenz und deren Angehörige darin unterstützen, stabile Versorgungsarrangements aufzubauen und langfristig aufrecht zu erhalten.
UplandCare
UplandCare –Bedarfsorientierte vernetzte Versorgung für Menschen mit Demenz im ländlichen Raum
Das Gesundheitsnetzwerk PORT Willingen Diemelsee e. V. führt ein nach §45c SGB XI gefördertes Modellprojekt durch, das pflegebedürftige Menschen mit und ohne Demenz sowie ihre Angehörigen im ländlichen Raum unterstützt und ihre häusliche Versorgung stabilisiert. Dabei werden Unterstützungsangebote vernetzt, individuelles Case-Management angeboten und die Bevölkerung für Demenz sensibilisiert. Die wissenschaftliche Evaluation durch das DZNE Witten umfasst eine Prozessevaluation, um das Projekt UplandCare im ländlichen Kontext zu beschreiben und förderliche sowie hinderliche Faktoren zu identifizieren. In der ersten Phase (2021-2022) wurden Ziele und Ablauf visualisiert und ein Evaluationsdesign entwickelt. In der zweiten Phase (2022-2024) erfolgt die Datenerhebung und -analyse. Die dritte Phase (2025) umfasst die abschließende Analyse und Berichterstattung. Die Ergebnisse sollen die Kernbestandteile und Umsetzung des Projekts bewerten und die Übertragbarkeit auf andere Regionen ermöglichen.
VeSpaRo
VeSpaRo - Vereinbarkeit von Pflege und Beruf für Angehörige von Menschen mit Demenz – Chancen und Herausforderungen im Spannungsfeld konkurrierender privater und beruflicher Rollen
Die Kombination von Sorgeverantwortung und Berufstätigkeit beinhaltet für Angehörige von Menschen mit Demenz Herausforderungen und Chancen. Ziel des Projekts VeSpaRo ist die Identifikation von Lücken in der Forschung und Unterstützung berufstätiger Angehöriger von Menschen mit Demenz.
Abgeschlossene Projekte
BeStaDem
BeStaDem - Besondere stationäre Versorgung von Menschen mit Demenz in Pflegeeinrichtungen – ein Evaluationsprojekt
Das Ziel des Projektes BeStaDem ist es zu untersuchen, welche Merkmale besonderer Wohnbereiche für Menschen mit Demenz (DSCU) in Einrichtungen der stationären Altenhilfe dazu beitragen, die angestrebten Versorgungsziele zu erreichen und unter welchen Rahmenbedingungen dies der Fall ist.
Publikationen
Bergmann, J. M., Hoffmann, A. L., Müller-Widmer, R., & Palm, R. (2023). Typology of Dementia-Specific Care Units: A Nationwide Survey Study in Germany. Innovation in Aging. doi.org/10.1093/geroni/igad062
Hoffmann A. L., Bergmann JM, Mueller-Widmer R, Palm R. Dementia specific care structures in nursing homes—Study protocol of a telephone-based survey study in a nationwide random sample. Journal of Advanced Nursing. 2021;n/a(n/a) doi: https://doi.org/10.1111/jan.14873
Palm, R., Fahsold, A., Roes, M., & Holle, B. (2021). Context, mechanisms and outcomes of dementia special care units: An initial programme theory based on realist methodology. PloS one, 16(11), e0259496. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0259496