DemNet-D
Multizentrische, interdisziplinäre Evaluationsstudie von Demenznetzwerken in Deutschland
Projektübersicht
Hintergrund
Die Versorgung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen mit Demenz erfolgt in Deutschland vorwiegend in der eigenen Häuslichkeit bzw. der Familie oder in Pflegeheimen. Das ambulante Versorgungssystem ist allerdings auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen nur unzureichend eingestellt. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels werden deshalb zunehmend neue Modelle der Versorgung interessant, wie zum Beispiel regionale Netzwerke, in denen verschiedene Berufsgruppen und Institutionen zusammenarbeiten, um Menschen mit Demenz und deren Angehörigen zu helfen (Demenznetzwerke).
Forschungsfragen und Methodik
Das Hauptziel der inzwischen abgeschlossenen DemNet-D Studie war die multidimensionale, multidisziplinäre Evaluation regionaler Demenznetzwerke zur Bestimmung von Determinanten erfolgreicher Netzwerke unter angemessener Beachtung unterschiedlicher Rahmenbedingungen und unterschiedlicher Formen der Kooperation. In den 13 teilnehmenden Demenznetzwerken wurden insgesamt mehr als 500 Menschen mit Demenz und deren Angehörige zwischen Januar und August 2013 und abermals 12 Monate später befragt. Darüber hinaus wurden Interviews mit den Verantwortlichen und Akteuren der 13 Netzwerke geführt. Der Forschungsverbund untersuchte dabei folgende Fragestellungen:
- Welche Angebote werden von den Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen genutzt?
- Wie gestaltet sich das Leben mit Demenz bzw. mit einem an Demenz erkrankten Menschen und in welchen unterschiedlichen Lebensbereichen ist weitere Unterstützung notwendig?
- Welche unterschiedlichen Arten von Demenznetzwerken gibt es?
- Wie und warum arbeiten die Demenznetze erfolgreich?
Dafür wurden umfangreiche Daten über z.B. die Lebensqualität, die Krankheit, Hilfen im Alltag, Stress, medizinische Versorgung, Belastung und soziale Isolation der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen erhoben. Ebenso wurden die Organisationsstrukturen (z.B. Anzahl der Kooperationspartner, Vernetzungsgrad, Organisationsform, Weitergabe von spezifischem Wissen) und gesundheitsökonomische Aspekte (Kostenträger, Finanzierungsstruktur) in den Netzwerken untersucht.
Am DZNE-Standort Witten standen Fragen in Bezug auf die Angehörigen sowie zum Wissensmanagement im Mittelpunkt:
- Wie gestalten pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz die häusliche Versorgung?
- Welche spezifischen Belastungen zeigen die pflegenden Angehörigen?
- Wie wird Wissen in und von den Netzwerken disseminiert und implementiert?
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden das „Berliner Inventar zur Angehörigenbelastung“ (BIZA-D), sowie das am DZNE entwickelte „Demenz-Instrument zur Erfassung von Versorgungsarrangements“ (D-IVA) verwendet. Ein Interviewleitfaden wurde in enger Kooperation mit dem Team des IfaS Stuttgart entwickelt, mit dem qualitative Daten zu Aspekten des Wissensmanagements erhoben worden sind. Des Weiteren fand eine Fragebogenerhebung zu weiteren Aspekten von Wissensevaluationsprozessen bei den Netzwerkkoordinatoren statt.
Projektfazit
Das Projekt mitsamt den Datenanalysen wurde erfolgreich abgeschlossen. Eine Auswahl der Ergebnisse wurde auf dem DemNet-D Abschlussworkshop im März 2015 und am Welt-Alzheimertag am 21.09.15 vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen: Demenznetzwerke können dazu beitragen die Versorgung von Menschen mit Demenz und ihrer pflegenden Angehörigen verbessern. Netzwerke stellen sich dafür sehr unterschiedlich auf, einige nutzen sehr formalisierte andere eher informelle Prozesse. Ein weiteres Ergebnis des Projektes ist der Werkzeugkasten Demenz unter: www.demenznetzwerke.de
Hier können sich Akteure, welche ein Demenznetzwerk neu initiieren oder ein bestehendes Netzwerk optimieren möchten, über den Aufbau und den Betrieb von Demenznetzwerken informieren.
Ein wichtige indirekte Folge des Projektes: Demenznetzwerke können ab dem 1.01.2017 im Rahmen des zweiten Pflegestärkungsgesetzes finanziell gefördert werden.