Forschungsschwerpunkte
Demenzielle Erkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der älteren Bevölkerung. Schätzungen zufolge wird sich die Prävalenz der Demenzerkrankungen in den nächsten 20 Jahren verdoppeln, was mit einer deutlichen Zunahme der Gesundheitsausgaben verbunden ist. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für das Versorgungssystem dar. Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sind auf eine interdisziplinäre, patientenorientierte Versorgung angewiesen, um die häusliche Situation zu stabilisieren und vorzeitige Institutionalisierung zu vermeiden. Populationsbasierte und versorgungsnahe Forschungsansätze müssen dabei medizinische, pflegerische und daneben physio-, ergo- und logotherapeutische sowie psychotherapeutische Bedarfe adressieren sowie die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Randbedingungen des Gesundheitssystems berücksichtigen.
Translationale Forschungsansätze umfassen daher die Analyse der vorhandenen Versorgungsstrukturen, die Entwicklung von evidenzbasierten Qualifikationen für die an der Versorgung beteiligten Professionen, die Entwicklung von modularen Interventionen zur Verbesserung der ambulanten und sektorübergreifenden Versorgung sowie die Evaluation dieser Interventionen hinsichtlich Wirksamkeit, Effektivität und gesundheitsökonomische Effizienz sowie die Translation innovativer Ansätze in die Routineversorgung.
Zielstellungen der Arbeitsgruppe sind (1) die Etablierung einer Plattform zur Durchführung von versorgungsnaher Forschung, (2) die Integration von Querschnittsthemen, wie der Gesundheitsökonomie, der Pharmazie und der medizinischen Ethik, (3) die Translation von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis unter Einbezug der Gesundheitspolitik und der Leistungserbringer des Gesundheitswesens.
Das primärärztliche Versorgungssystem ist meist die erste Anlaufstelle für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Translationale Forschung in der primär-ärztlichen Versorgung ist daher prioritär, um die Versorgung verbessern zu können. Zur Durchführung dieser Forschung ist ein niedrigschwelliger Zugang zu Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen notwendig. Dafür haben wir eine Versorgungsplattform bestehend aus aktuell über 130 Hausärzten etabliert. Diese Plattform wird aktuell von Versorgungspartnern an anderen Standorten des DZNE erweitert und ist von entscheidender Bedeutung für die weiterführende und zukünftige translationale und versorgungsnahe Forschung im DZNE.
Translationale Versorgungsforschung ist, bezogen auf die Forschungsfragen und methodischen Ansätze, multi- und transdisziplinär. Einzeldisziplinen wie die Gesundheitsökonomie, die Pharmazie und die Forschungsethik, sind bereits fester Bestandteil der Versorgungsforschung am DZNE. Von diesen Querschnittsbereichen können darüber hinaus weitere Forschungsbereiche des DZNE profitieren.
Die Bedeutung der Versorgungsforschung ist in den letzten Jahren gewachsen. Entscheidend ist letztendlich aber die Möglichkeit, effektive Versorgungsmodelle aus der Forschung in die Routineversorgung zu überführen und damit die Lebens- und Versorgungssituation der Patienten und ihrer Angehörigen nachhaltig zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, versucht die Arbeitsgruppe stets wissenschaftliche Ergebnisse an die Versorgungspraxis weiter zu geben sowie Entscheidungsprozesse im Gesundheitswesen im Sinne einer optimalen Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen mit zu gestalten.