Wenn die "Gehirn-Security" über die Stränge schlägt
Überaktive Immunzellen im alternden Gehirn heizen durch entzündliche Proteine Neurodegeneration an
Im Gehirn gibt es nicht nur Nervenzellen, sondern auch Immunzellen, die Mikroglia. Diese Mikroglia bilden unsere „Gehirn-Security“ und schützen das Gehirn vor Krankheitserregern. Aber mit zunehmendem Alter schlagen die Mikroglia, die ja eigentlich das Gehirn schützen sollen, permanent Alarm und werden chronisch aktiv. Es kommt zu einer Inflammation: Dabei handelt es sich um eine überschießende Immunreaktion. Die Mikroglia richten sich gegen das Gehirn und schütten dann selbst entzündungsfördernde Stoffe aus. Diese heftige Überaktivierung wiederum trägt zum Fortschreiten einer neurodegenerativen Erkrankung wie z.B. der Alzheimer-Demenz bei – denn Entzündungsprozesse im Gehirn beschleunigen die Neurodegeneration, also das Absterben von Nervenzellen.
Dr. Melania Capasso, Forschungsgruppenleiterin am Bonner DZNE, zeigt in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation (JCI) , dass Mikroglia mit dem Alter die Inflammation "aufdrehen", indem sie mehr Proteine produzieren, insbesondere entzündliche: Das Signal für die erhöhte Proteinproduktion wird durch den sogenannten mTOR-Signalweg gegeben, der Alterung und Lebensdauer beeinflusst. Die Studienergebnisse könnten dazu beitragen, zukünftige Therapien neurodegenerativer Erkrankungen zu entwickeln, die dieses Signal "stumm schalten" und dadurch übermäßige Entzündungen verhindern. Auf der JCI-Website spricht Melania Capasso über ihre Erkenntnisse in einem Video, das Sie auch hier finden:
Quelle: DZNE/Küffner
Originalveröffentlichung
mTOR-dependent translation amplifies microglia priming in aging mice
Lily Keane, … , Michael T. Heneka, Melania Capasso
J Clin Invest. (2021)
DOI: 10.1172/JCI132727.
Januar 2021