DZNE-Forscherin Susanne Wegmann optimiert als "EMBO Journal Catalyst" das wissenschaftliche Publizieren
Die Fachzeitschrift EMBO Journal will mit Unterstützung von jungen Führungskräften aus der Wissenschaft die Publikationsabläufe und -richtlinien für die Veröffentlichung von Fachartikeln optimieren: Daher erarbeitet Susanne Wegmann, Wissenschaftlerin am DZNE Berlin, als Mitglied des „Catalysts Program“ nun Ideen und Strategien zur Verbesserung des Publikationssystems der Zeitschrift. Die Ergebnisse sollen zudem als Modell für andere Fachjournale dienen.
Für Forschende sind veröffentlichte Ergebnisse in Form von Fachartikeln (sogenannte Papers) in wissenschaftlichen Zeitschriften und die damit verbundene Anerkennung die "Währung" der Wissenschaftswelt und somit wichtig für die Karriere und Reputation. Entscheidend sind dabei die Anzahl der Papers, die eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler publiziert sowie das Renommee – der sogenannte Impact-Faktor – des jeweiligen Journals.
Publikationsprozesse von Fachzeitschriften können jedoch intransparent und nicht-inklusiv sein: Die eingesandten Manuskripte werden nach Einreichung bei einer Zeitschrift einer Qualitäts- und Relevanzprüfung durch externe Fachleute (sogenannte Reviewer) unterzogen, bevor über eine Veröffentlichung entschieden wird. Oftmals geben Fachzeitschriften die Identität der Reviewer dabei auch nach Abschluss der Begutachtung nicht bekannt. Außerdem: Durch unbewusste Vorurteile, was Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft betrifft, kann es besonders für Wissenschaftlerinnen sowie für Forschende aus nicht-westlichen Ländern zu unsichtbaren Hürden kommen, die das Publizieren in angesehenen Zeitschriften und somit den Weg an die Spitze erschweren.
Mehr Chancengleichheit ins Publikationssystem bringen
Anlässlich seines 40-jährigen Bestehens hat die Fachzeitschrift für Molekularbiologie EMBO Journal deshalb vor kurzem eine neue Initiative ins Leben gerufen, um jungen Forschungsgruppenleitenden zukünftig ein stärkeres Mitspracherecht bei allen Aspekten der Veröffentlichung in der Zeitschrift zu geben und die Chancengleichheit für Nachwuchsforschende zu erhöhen. Für das innovative „Catalysts Program“ hat das Journal 34 junge wissenschaftliche Führungskräfte aus aller Welt sowie aus verschiedenen Forschungsbereichen und mit unterschiedlichen persönlichen Hintergründen ausgewählt. Den „EMBO Journal Catalysts“ wird so die Möglichkeit geboten, direkt verschiedene Belange des Publikationssystems mit dem Team des EMBO Journals zu diskutieren und Ideen zur Lösung von identifizierten Problemen einzubringen.
DZNE-Forscherin Susanne Wegmann, PhD, wurde vom Journal in diese international besetzte Initiative berufen. „Das EMBO Journal ist bereits auf einem guten Weg, da der Publikationsprozess der Zeitschrift jetzt schon transparent ist, im Gegensatz zu vielen anderen Fachzeitschriften. So gibt das EMBO Journal zum Beispiel Hilfestellung für Forschende, indem sie per Videokonferenz mit den Reviewern Rücksprache zu ihren Papers halten können“, sagt Wegmann. „Wir wissen aber auch, dass es für Frauen sowie für Forschende, die nicht aus Europa oder Nordamerika kommen, generell immer noch schwieriger ist, in renommierten Zeitschriften zu publizieren und dadurch in der Wissenschaft wahrgenommen zu werden.“
Ergebnisse in die Praxis umsetzen
Deshalb sollen mit dem Catalysts Program weitere Innovationen in den Publikationsabläufen und -richtlinien der Zeitschrift vorangetrieben werden, die dann als Beispiel für andere Fachzeitschriften dienen sollen. Die Mitglieder des Catalysts Program treffen sich daher regelmäßig, um Ideen und Strategien zu erarbeiten. „Vor kurzem hatten wir unsere Auftaktveranstaltung per Videokonferenz. Wir werden Ideen in einer Art Thinktank entwickeln“, berichtet Wegmann. Dabei könne es um strategische, politische und inhaltliche Aspekte gehen – zum Beispiel um Transparenz im Review-Prozess, Reproduzierbarkeit von Ergebnissen, Einfluss von Impact-Faktoren auf die Karriere oder Diversität und Gleichstellung im Publikations- und Wissenschaftssystem.
Die Ergebnisse sollen dann mit verschiedenen Verantwortlichen des EMBO Journals diskutiert und in die Publikationspraxis der Zeitschrift umgesetzt werden. Über das EMBO Journal hinweg sei aber auch Ziel des Catalysts Program, mit gutem Beispiel voranzugehen und die erarbeiteten Innovationen weitgreifend in der Wissenschaftswelt anzustoßen, so die DZNE-Forscherin. „Ich freue mich sehr, Teil dieses jungen internationalen Gremiums zu sein und zur Chancengleichheit im wissenschaftlichen Publikationssystem beizutragen.“
April 2022