Befragung unterstreicht Interesse an Austausch zwischen Versorgungsforschung und Praxis
Eine Umfrage unter Fachleuten aus Versorgungsforschung und Praxis unterstreicht den großen Bedarf am gegenseitigen Wissenstransfer für eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz. Die im Fachjournal „Health Expectations” veröffentlichten Ergebnisse dienen der Entwicklung von TaNDem - dem „Translationalen Netzwerk für Demenz-Versorgungsforschung“ des DZNE.
TaNDem nahm 2022 den Betrieb auf. Das vom DZNE betriebene Netzwerk bietet für den Austausch zwischen Wissenschaft, Versorgungspraxis, Menschen mit Demenz und deren Angehörigen eine bundesweite Infrastruktur. Dies ist ein zentrales Anliegen der Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte daher den Aufbau von TaNDem. „Unser Verbund umfasst mittlerweile mehr als 150 Akteurinnen und Akteure. Das reicht von der Wissenschaftlerin, über den Arzt und die Pflegefachkraft bis hin zu Menschen mit Demenz und deren Angehörige. TaNDem verbindet aktuell bundesweit sieben Standorte,“ so Prof. Wolfgang Hoffmann, Standortsprecher des DZNE Rostock/Greifswald. „In den ersten Monaten des Betriebs haben wir Fachleute aus der Forschung und der Versorgungspraxis ausführlich nach ihren Bedarfen und Erwartungen an das Netzwerk befragt. Die Resultate dienen einerseits als Standortbestimmung, anderseits als Orientierungshilfe für die weitere Ausgestaltung des Netzwerks.“
Exemplarische Ergebnisse
„Forschende erhoffen sich durch das Netzwerk eine Unterstützung bei der Suche nach Kooperationspartnerinnen und -partnern und Informationen über neue Förderaufrufe oder Forschungsfonds“, erläutert Annelie Scharf, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DZNE-Standort Rostock/Greifswald. „Aus der Versorgungspraxis wurde der Wunsch geäußert, die Effizienz demenzspezifischer Einrichtungen und Maßnahmen zu evaluieren und Versorgungssituationen regional zu vergleichen. Zudem wurde der Wunsch deutlich, Menschen mit Demenz und Angehörige stärker in die Forschung einzubinden, insbesondere auch Menschen mit Migrationshintergrund.“
Die Befragung zeigt das Interesse an einem vereinfachten Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen. „Diesem Bedarf kommt die Website von TaNDem bereits entgegen“, sagt Scharf. „Dort gibt eine Datenbank mit den neuesten Forschungsergebnissen, die Wissen aus der Forschung kurz und verständlich zur Verfügung stellt. Zusätzlich erscheint monatlich ein Newsletter, der über aktuelle Themen der Versorgung und Forschung im Bereich Demenz berichtet.“
Webportal
Ein zentraler von Baustein von TaNDem ist dessen Internetportal, das neben allgemein zugänglichen Informationen auch einen geschützten Bereich für registrierte Mitglieder umfasst. „Es gibt dort ein Forum für den Austausch innerhalb des Netzwerkes. Außerdem kann man für Forschungsvorhaben auf eine webbasierte Software zugreifen, die medizinische, pflegerische, psychosoziale und medikamentöse Versorgungsbedarfe von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen identifiziert“, so Scharf. „Dieses digitale Erhebungs- und Versorgungs-Management-System ist ein sehr hilfreiches Instrument für zukünftige Forschungsprojekte. Solche Vorhaben anzuregen und zu unterstützen, ist ein wichtiges Anliegen des Netzwerkes. Das erste Forschungsprojekt, welches die technische Infrastruktur des TaNDem Netzwerkes nutzt, ist aktuell in Vorbereitung.“
Die detaillierten Ergebnisse der Befragung sind hier nachzulesen: Design and implementation of the participatory German network for translational dementia care research (TaNDem): A mixed-method study on the perspectives of healthcare providers and dementia researchers in dementia care research, Annelie Scharf et al., Health Expectations (2023), DOI: 10.1111/hex.13748
April 2023