Forschende des DZNE veröffentlichen Gedächtnis-Hilfe-Handbuch
Im Alter das Gedächtnis verbessern und den Alltag bewältigen
Wo sind meine Schlüssel? Wann ist noch mal der nächste Arzttermin? Mit zunehmenden Alter kann es vorkommen, dass das Gedächtnis nicht mehr so zuverlässig funktioniert wie in jüngeren Jahren. Dann wird es häufig auch schwieriger, den Alltag selbstständig zu meistern. Um solche Herausforderungen zu bewältigen, können Strategien zur Verbesserung des Gedächtnisses eingesetzt werden. Wissenschaftlich geprüfte Hilfen, die im Alltag umgesetzt werden können, bietet das jetzt erschienene Handbuch „Gedächtnis-Hilfe: Strategien für den Alltag“. Dieser bedarfsorientierte Leitfaden für ältere Menschen mit subjektiven Gedächtnisschwierigkeiten wurde federführend von Sabrina Ross entwickelt, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von PD Dr. Francisca S. Rodriguez am DZNE Greifswald. Das Handbuch ist kostenlos als PDF abrufbar.
„Ältere Menschen mit Gedächtnisproblemen können ein erhöhtes Risiko haben, dass sie später eine Demenz entwickeln. Hier geht es dann nicht um normale, altersbedingte Vergesslichkeit, sondern um eine ernsthafte Erkrankung. Daher ist es wichtig, sie dabei zu unterstützen, ihren Alltag so lange wie möglich eigenständig zu bewältigen“, so Sabrina Ross. Für das Gedächtnis-Hilfe-Handbuch wertete sie gemeinsam mit Dr. Rodriguez zunächst in einer systematischen Übersicht 16 wissenschaftliche Studien aus. Diese Studien hatten sich mit Bewältigungsstrategien von Gedächtnisschwierigkeiten befasst, die im Alltag ohne professionelle Unterstützung durchgeführt werden können. Diese Gedächtnisstrategien arbeitete Sabrina Ross dann für das Handbuch thematisch auf, indem sie deren Funktionsweise und Anwendbarkeit im täglichen Leben erläuterte und mit Beispielen und Bildmaterial veranschaulichte. Zudem gliederte sie die Strategien in sieben Themenbereiche – als siebenwöchiges Programm, in dem die verschiedenen Strategien nacheinander ausprobiert und in den Alltag integriert werden können. Im Anschluss überprüften Sabrina Ross und Francisca Rodriguez die Wirksamkeit dieses 7-Wochen-Programms in einer wissenschaftlichen Pilotstudie: Die 19 Teilnehmenden waren im Durchschnitt rund 76 Jahre alt und hatten bei sich selbst Gedächtnisschwierigkeiten festgestellt. Ihnen wurde das Handbuch zur Verfügung gestellt. Zu Beginn und zum Ende der Studie wurde das Gedächtnis der Probandinnen und Probanden getestet. Sie hielten außerdem ihre Erfahrungen mit den Strategien in Fragebögen und Checklisten fest.
Besonders hilfreich: Das Führen eines Kalenders
In der Pilotstudie wurde das Gedächtnis-Hilfe-Handbuch von den Probandinnen und Probanden als sehr nützlich und benutzerfreundlich empfunden. Es zeigte sich, dass das Handbuch Anreize schuf, bereits bestehende Gedächtnisstrategien zu überdenken, anzupassen oder neue einzusetzen. Im Zuge der Studie verbesserte sich auch deutlich das Kurzzeitgedächtnis der Teilnehmenden, und sie wurden in ihrem Vertrauen in die eigenen Kompetenzen bestärkt. „Darüber hinaus ergab die Studie, dass die Verwendung eines Kalenders als die hilfreichste Strategie für das tägliche Leben angesehen wurde, dicht gefolgt von Notizen schreiben, festen Plätzen für bestimmte Gegenstände und der Schaffung von Routinen im Alltag“, sagt Sabrina Ross. Dr. Rodriguez schlussfolgert: „Das Vermitteln von Gedächtnisstrategien kann eine nützliche und kostengünstige Methode sein, um die Unabhängigkeit von älteren Menschen mit subjektiver kognitiver Beeinträchtigung zu fördern, so dass sie möglichst lange selbstständig leben können.“
Oktober 2023