Wissenschaftlerinnen des DZNE erhalten Förderung aus den USA
Alzheimer‘s Association unterstützt Forschungsprojekte im Zusammenhang mit Alterung und Demenz
Die US-amerikanische Alzheimer’s Association fördert zwei Forschungsprojekte am DZNE-Standort Bonn mit insgesamt rund 400.000 US-Dollar. Finanziert werden damit Projekte zweier Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Vermessung des Alterns: Altern ist der wichtigste Risikofaktor für Neurodegeneration und somit für die Alzheimer‘sche Erkrankung und andere Demenzformen. Für die Entwicklung von Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Demenz ist es daher wichtig, das Altern an seinen Wurzeln – also auf molekularer Skala – zu verstehen. Vor diesem Hintergrund will Dr. Dan Liu die mikroskopischen Geschehnisse enträtseln, die altersbedingter Neurodegeneration bei Frauen und Männern zugrunde liegen. Daraus könnten sich Ansatzpunkte für personalisierte, geschlechtsspezifische Prävention und Behandlung von Demenzerkrankungen ergeben.
Dr. Liu wird dazu Daten der Rheinland-Studie des DZNE verwenden, die mit modernsten Technologien (OMICS-Verfahren) gewonnen wurden. Die Rheinland Studie ist eine Bonner Bevölkerungsstudie, an der mehr als 10.000 Erwachsene teilnehmen. Auf dieser Grundlage möchte die Wissenschaftlerin eine neuartige biologische „Altersmetrik“ entwickeln, die im Unterschied zu etablierten Verfahren das Altern auf mehreren molekularen Ebenen gleichzeitig erfasst. Mikroskopische Alterungsprozesse und ihr Bezug zu Neurodegeneration könnten damit umfassender und genauer vermessen werden als bisher.
„Biologisch gesehen altert nicht jeder auf dieselbe Weise. Menschen gleichen Alters können, wenn überhaupt, sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Neurodegeneration machen“, sagt Dr. Liu. „Deshalb werde ich untersuchen, wie die Alterung auf molekularer Ebene mit Neurodegeneration im Alter zusammenhängt. Das Ziel dahinter ist, neue Ansätze für Prävention und Behandlung zu finden.“
Auslöser für Demenz: Die Alzheimer-Erkrankung geht mit chronischer Neuroinflammation einher, was bedeutet, dass sich das Immunsystem des Gehirns in permanentem Ausnahmezustand befindet. Dies gilt insbesondere für die Immunzellen des Nervensystems: die „Mikroglia“. Obwohl diese Zellen vor Alzheimer-Pathologie schützen können und dies anfangs auch tun, werden ihre Funktionen mit dem Fortschreiten der Erkrankung beeinträchtigt. Daher schaden sie letztlich mehr, als sie nützen. Manche Gegebenheiten wie etwa Fettleibigkeit tragen zu dieser Neuroinflammation bei, wobei die molekularen Geschehnisse, die dem zugrunde liegen, unbekannt sind. Dr. Róisín McManus möchte herausfinden, wodurch das schädliche Verhalten der Mikroglia ausgelöst wird, was dazu beitragen könnte, neue Ansätze der Prävention und Behandlung zu identifizieren.
Zu diesem Zweck wird sie sogenannte Mausmodelle der Alzheimer-Erkrankung sowie Blutproben von Menschen mit und ohne Alzheimer untersuchen. Darüber hinaus wird Dr. McManus iPS-abgeleitete, humane Mikroglia untersuchen. Diese werden durch Reprogrammierung menschlicher Zellen gewonnen, zum Beispiel aus Hautzellen von Patientinnen und Patienten. Der Fokus der Studien liegt dabei auf speziellen Fettstoffstoffen – sogenannten Lipiden –, die bei ernährungsbedingter Fettleibigkeit auffällig sind. Es gibt nämlich Hinweise dafür, dass bei Fettleibigkeit – ein bekannter Risikofaktor für Alzheimer – bestimmte Lipide in erhöhter Konzentration im Körper vorkommen. Untersuchungen von Dr. McManus zeigen, dass diese Lipide auf das angeborene Immunsystem einwirken können und so die Mikroglia in einen aktiven und letztlich schädlichen Zustand versetzen.
„Dieses Projekt schließt die molekulare Lücke zwischen Alzheimer und Fettleibigkeit, indem untersucht wird, welche speziellen Lipide das fehlende Bindeglied sind und die Neuroinflammation vorantreiben“, sagt Dr. McManus. „Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Ansätze zur Regulierung von Neuroinflammation und damit zur Bekämpfung von Demenz zu finden.“
Mai 2024