Gedächtnistest per Handy

Neue Ansätze für die Früherkennung von Demenz

Gedächtnistest spielen bei der Diagnose und Erforschung der Alzheimer-Krankheit eine zentrale Rolle. Herkömmliche Tests benötigen – je nach Machart – Papier und Bleistift oder einen Computer. Außerdem erfordern sie fachliche Aufsicht, zum Teil auch das Zwiegespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt. Ein recht aufwendiges Verfahren: Einfacher wäre es, man könnte solche Tests in aller Ruhe zu Hause durchführen. Das Magdeburger Start-up neotiv hat dafür eine spezielle App entwickelt, die auf langjähriger Forschung des DZNE beruht. Die App läuft auf Smartphones und Tablets, wird in Demenzstudien eingesetzt und einige Arztpraxen nutzen sie inzwischen in Pilotprojekten zur Erfassung von Gedächtnisproblemen. Die App wird dann auf Rezept verschrieben. Und noch sind deren Möglichkeiten nicht ausgereizt. Dr. David Berron, Wissenschaftler am DZNE und einer der Köpfe hinter der App, erforscht – unterstützt durch 150.000 Euro von der Alzheimer Forschung Initiative (AFI) – wie gut dieses digitale Hilfsmittel Veränderungen der Gedächtnisleistung über einen Zeitraum von einem Jahr erfassen kann.

Instrument für die Früherkennung

Gegenüber herkömmlichen Gedächtnistests haben diese mobilen Untersuchungen einige Vorteile: „Die Tests können bequem zu Hause gemacht und wiederholt werden. Tagesformabhängige Schwankungen in der Gedächtnisleistung fallen somit weniger ins Gewicht“, so Berron. Er betont, dass die App nicht als alleinstehender Selbsttest angelegt ist, der Ergebnisse direkt zurückmeldet: sondern als Teil einer umfassenden Diagnostik. Die Testergebnisse werden in einem Befundbrief zusammengefasst, der als Grundlage für die weitere Diagnostik und Behandlung dient. „Das ist ähnlich wie bei einem Langzeit-EKG. Man nimmt das zugehörige Messgerät mit nach Hause, die Auswertung der Daten erfolgt dann in der Arztpraxis. So ist es auch mit dieser App.“

Früherkennung ist für die Behandlung von Alzheimer ein entscheidender Faktor – mit der App tun sich hier neue Möglichkeiten auf, da sie einfach und niederschwellig einsetzbar ist. „Neuartige Medikamente kommen gerade auf den Markt, die die Entwicklung eine Alzheimer-Erkrankung verlangsamen können – sofern die Therapie frühzeitig beginnt. Deshalb ist Früherkennung so wichtig,“ sagt Prof. Emrah Düzel, Demenzforscher am DZNE-Standort Magdeburg.

Positiver Praxistest

In der Praxis wird die App gut aufgenommen. Das zeigt eine Studie von Fachleuten aus der Versorgungsforschung am DZNE. Ein Team um Prof. Rene Thyrian untersuchte den Gebrauch der App in Zusammenarbeit mit mehreren Hausarztpraxen im Raum Magdeburg. Insgesamt 45 Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Gedächtnisprobleme hatten die App über einen Zeitraum von 12 Wochen genutzt. „Sowohl die meisten Patienten, als auch die meisten Ärzte bewerteten die App als positiv und hilfreich für den Diagnoseprozess“, so Thyrian. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass solche digitalen Hilfsmittel in der Praxis ihren Platz haben können. Wir benötigen aber weitere Studien, um zu ermitteln, wie sich die Nutzung solcher Methoden in der Routine fördern lässt, auch in anderen Settings.“

Transparenzhinweis

Emrah Düzel, Demenzforscher am DZNE, ist auch Mitgründer und Chief Medical Officer von „neotiv“.

Originalpublikation
Acceptance of unsupervised app-based cognitive assessment in outpatient care: An implementation study
Iris Blotenberg et al.
JMIR Formative Research (2025)
DOI: https://formative.jmir.org/2025/1/e62706/authors

Februar 2025

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